Welt der Naturwissenschaften
(Scientific Medley)

 Jahresübersicht 2011

Die schönsten Träume von Freiheit werden im Kerker geträumt.
(Friedrich Schiller)


27. Juli 2024


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JAKOBINER (1)


Die Oper „André Chénier“ macht ein Jahr Pause, dann werden wieder tausende Besucher die Bregenzer Seebühne bestaunen, die dem Gemälde „Der Tod des Marat“ von Jacques-Louis David nachempfunden ist. Jean Paul Marat (1743 – 1793) war ein Schweizer Arzt, Autor und Verleger, der während der Französischen Revolution Führer des Jakobinerclubs und ein Schreibtischmörder wurde. Heute würde man ihn einen Stalinisten nennen, der nach Freiheit und Gleichheit rief, seine Gegner aber – auch aus persönlichen Motiven - verfolgte und umbringen ließ. Marat war ein guter Redner, dem die armen und unterprivilegierten Menschen Frankreichs folgten: „Ich bin der Zorn, der gerechte Zorn des Volkes, und deshalb glaubt es an mich!“ Welch Spießer dieser Marat in Wahrheit war, zeigt eine Episode, die einem berühmten Chemiker das Leben kostete und bis heute Auswirkungen auf das Verständnis von Naturwissenschaften hat.

Antoine de Lavoisier war zwar kein Mitglied des dekadenten Adels, aber als leitender Angestellter der Steuereintreiberfirma „Ferme Générale“ ein vermögender Mann. In seiner Freizeit beschäftigte er sich so erfolgreich mit Chemie, dass er in die französische Akademie der Wissenschaften (Académie des Sciences) aufgenommen wurde. Lavoisier war gut aussehend und mit einer jungen, intelligenten und attraktiven Frau verheiratet. Er gehörte wegen seines Wohlstandes und seines Ansehens gewissermaßen zu den Reichen und Schönen von Paris. Jean Paul Marat war anders. Er litt an der Hautkrankheit Skrofulose, hatte ungepflegte Haare, war alles andere als ein Schönling und dazu noch verarmt. Als Marat in die Akademie der Wissenschaften durch die Konstruktion eines Wärmeerkennungsgerätes aufgenommen werden wollte, lehnte Lavoisier ab. Marat hat diese noch vor der Revolution erlittene Kränkung nie vergessen.

Die Reaktion bestand in der Ankündigung, das Volk werde in Zukunft bestimmen, was Wissenschaft sei. Die Fehleinschätzung ist offensichtlich. Erstens bestand das Volk aus ungebildeten Analphabeten, und zweitens liegt die Freiheit der Wissenschaft in den Methoden und im unzensierten Denken, nicht aber im Ergebnis. Chemische Reaktionen, die Schwerkraft, die Elektrizität usw funktionieren nach bestimmten Naturgesetzen, gehorchen aber keinem politischen Programm und keiner demokratischen Abstimmung. Der größte Fehler war aber Marats Glaube, man könne durch Ausrottung des Adels und der Eliten sowie durch eine neue Wirtschafts- und Gesellschaftspolitik einen neuen „gleichen“ Menschen erschaffen. Diese Idee war und ist zum Scheitern verurteilt. Lavoisier wurde nach einem Schauprozess der Jakobiner geköpft, Marat von einer politischen Gegnerin erstochen




© 2011 Rudolf Öller, Bregenz


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Helden der Wissenschaft:
Max Planck
(1858-1947)
entdeckte den Quantensprung, das Allerkleinste, was die Natur an Energie zu bieten hat. In der Folge versuchte er mehrfach, seine eigene bahnbrechende Theorie zu widerlegen, was ihm nicht gelang.


Rudolf Oeller:

Typhon District

Thriller über eine Gruppe von Wissenschaftlern, die Gott gründlich ins Handwerk pfuscht und dabei zugrunde geht.
Europa Verlagsgruppe. ISBN 9791220149914

Alles beginnt mit einer harmlosen Untersuchung: Als Ben, ein Molekularbiologe, um Hilfe gebeten wird, weil die Schimpansenweibchen im Zoo keinen Nachwuchs bekommen, ahnt er noch nicht, dass seine Welt bald aus den Fugen geraten wird. Die Ursache der Zeugungsunfähigkeit ist nämlich eine Chromosomenmutation der Affendamen, und die bringt seinen Chef auf eine folgenreiche Idee. So entsteht das unter Verschluss gehaltene Projekt Typhon District, benannt nach einem Hybridmonster aus der Mythologie. Erst allmählich kommen bei Ben und seinem internationalen Team Zweifel auf. Doch da sind sie bereits tief in einem Strudel von Geld und Machtgier, Manipulation und Skrupellosigkeit gefangen. Nicht nur ihre eigenen Leben sind bedroht. Als sie das bemerken, ist es bereits zu spät.

Das Buch ist sowohl im Handel als auch im Internet erhältlich.