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27. Juli 2024


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DIE 45 PROZENT-SCHULE


Anlässlich der Präsentation der letzten PISA-Ergebnisse machte Unterrichtsministerin Schmied eine interessante Feststellung. Sie sagte, dass Kinder aus bildungsnahen Familien mehr Bildung erhielten, und das sei ungerecht. Lassen wir einmal die Frage nach der Gerechtigkeit, die längst in einem Übermaß beschworen wird, beiseite. Betrachten wir nüchtern die Frage, ob Bildung tatsächlich ungleich verteilt ist.

In den Siebzigerjahren tauchte das schauderhafte Wort „Arbeitsleid“ auf. Dieser Begriff sickerte auch in die Schulen und führte zu einem von Politikern verordneten Bildungsabbau, der bis heute andauert. In den Gymnasien wurden die Trimester zugunsten der Semester abgeschafft. In der Folge gab es weniger Prüfungen, weniger Schularbeiten, weniger Tests. 1973 kamen die „Energieferien“, die vom Tourismus kurzerhand okkupiert wurden. Eine ganze Schulwoche wurde ersatzlos gestrichen. Später folgten trotz Warnungen engagierter Lehrer, Schulärzte und Eltern die schulautonomen Tage, die Herbstferien und mehrere Wellen gedankenloser Stundenkürzungen. Der Rest wurde nach der Einführung der schulfreien Samstage in fünf Wo-chentage gequetscht, was für eine sinnvolle Nachmittagsbetreuung kaum noch Zeit lässt.

Drei Jahrzehnte lang wurde gestrichen und gestutzt. Eine Vorarlberger Schulärztin hat in einem Jahresbericht eine Statistik veröffentlicht, der den von Politikern angeordneten Bildungsabbau in seinem ganzen Ausmaß zeigt. 1970 gab es, wenn man die letzten Schultage nicht rechnet, pro Schuljahr rund 210 Lerntage in den Schulen. Im Schuljahr 2008/09 gab es nur noch 170 Lerntage. Wenn man die restlos verbürokratisierte erste Schulwoche, Wienfahrten, Romfahrten, Projektwochen usw. abzählt, dann kommt man auf rund 160 bis 165 Tage des Unterrichts in den Schulen. Die Schul-Lerntage reduzierten sich in einer Generation von knapp 60 Prozent aller Tage im Jahr auf nunmehr 45 Prozent. Die Freizeit hat enorm zugenommen, und das ist ein Grund für die unterschiedliche Entwicklung in unserer Gesellschaft. Das Bildungsbürgertum hat beim Bildungsabbau nicht nur nicht mitgemacht, sondern das reichliche Freizeitangebot in Form sinnreicher Aktivitäten und Engagements genutzt.

Bildungsfernere Jugendliche füllten ihre Freizeit eher mit Fernsehen und nächtelangen Computerspielen, was von lernschwachen Schülern im Gespräch sogar zugegeben wird. Reparaturversuche der Fehlentwicklungen durch teure strukturelle Reformen bewirkten bei unseren kümmerlichen 45 Prozent-Rumpfschulen nichts mehr. Jede weitere „Entlastung“ würde die Gräben zwischen den Bildungswilligen und Bildungefernen nur noch weiter vertiefen.

Dieser Artikel wurde von den Vorarlberger Nachrichten nicht akzeptiert und ist daher nicht erschienen.



© 2011 Rudolf Öller, Bregenz


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