Radioaktivität wurde 1896 nicht erfunden, sondern in Paris entdeckt. 
          Radioaktivität – den Ausdruck hat die Doppelnobelpreisträgerin 
          Marie Curie geprägt – ist ein natürliches Phänomen. 
          Es gibt in der Natur 92 verschiedene Elemente. Wasserstoff (H) ist das 
          leichteste, der Atomkern besteht nur aus einem elektrisch positiv geladenen 
          Proton. Der Name Proton kommt aus dem Griechischen und bedeutet so viel 
          wie Urteilchen. Uran (U) ist das schwerste natürliche Element, 
          im Kern eines Uranatoms befinden sich 92 Protonen. Nun gibt es aber 
          innerhalb der Elemente verschieden schwere Atome, man nennt sie Nuklide. 
          Viele von ihnen sind nicht stabil und zerfallen irgendwann, man nennt 
          sie Radionuklide. Kohlenstoff-12 (C-12) ist ein stabiles Nuklid, Kohlenstoff-14 
          (C-14) ist ein Radionuklid. (Radius ist lateinisch und heißt „der 
          Strahl“). Radionuklide haben die seltsame Eigenschaft, nach einem 
          natürlichen Zeitplan zu zerfallen. C-14 beispielsweise zerfällt 
          in 5730 Jahren auf die Hälfte seiner ursprünglichen Masse, 
          Uran-235 benötigt dazu 700 Millionen Jahre. Das nennt man Halbwertszeit.
        Nachdem 1932 das Neutron - das ist der elektrisch neutrale „Bruder“ 
          des Protons - entdeckt worden war, begannen die Physiker chemische Elemente 
          der Reihe nach mit Neutronen zu beschießen, wobei sich stabile 
          Atome in radioaktive verwandelten. 1934 prägte Irene Curie, die 
          Tochter von Marie Curie und wie ihre Mutter Nobelpreisträgerin, 
          den Ausdruck „künstliche Radioaktivität“. Es entstanden 
          dabei auch Elemente, die schwerer sind als das Uran, darunter Plutonium 
          (Pu). Der Kern Pu-239 ist leicht spaltbar, er wird daher für Atombomben 
          und zum Betrieb von Kernkraftwerken verwendet. Pu-239 ist zudem ein 
          äußerst schweres Atemgift und hat eine Halbwertszeit von 
          über 24.000 Jahren. Einmal in die Umwelt entlassen, kann Pu zum 
          großen Killer werden.
        Radioaktive Nuklide geben entweder Alfateilchen (Kerne von Heliumatomen), 
          Betateilchen (Elektronen aus dem Atomkern) oder Gammastrahlen (elektromagnetische 
          Strahlen mit sehr hoher Energie) ab. Gegen Alpha- und Betastrahlen kann 
          man sich schützen, denn sie durchdringen kaum die menschliche Haut. 
          Wenn man aber Alfa- oder Betastrahler wie etwa Plutonium-239, Jod-131, 
          Caesium-137 oder Strontium-90 über die Nahrungskette zu sich nimmt, 
          sieht die Sache anders aus. Diese künstlichen Radionuklide verteilen 
          sich im Körper und zerstören die Zellen. Gegen Gammastrahlen, 
          wie sie in Atomreaktoren auftreten, kann man sich nur durch Davonlaufen 
          schützen. Wenn alle Tsunamischäden in Japan beseitigt sind, 
          werden die radioaktiven Reaktorruinen von Fukushima mit ihren tödlichen 
          Strahlen auch noch in tausenden Jahren an den März 2011 erinnern.