Der deutsche Verteidigungsminister Karl Theodor Maria Nikolaus Johann
Jacob Philipp Franz Joseph Sylvester Freiherr von und zu Guttenberg
– das ist der komplette Name – musste aus allen politischen
Ämtern ausscheiden, weil er große Teile seiner Doktorarbeit
abgeschrieben hatte. Das hat ihm auch den Spitznamen „Googleberg“
eingetragen - benannt nach der beliebten Internetsuchmaschine. Das Abschreiben
in den Wissenschaften ist noch kein Vergehen, man muss den kopierten
Text samt Quellenangabe lediglich kennzeichnen. Abgeschrieben wurde
und wird überall, aber bei wissenschaftlichen Arbeiten, insbesondere
bei Doktorarbeiten, gelten strenge Regeln, vor allem in Deutschland.
Es ist kein Zufall, dass Deutschland im weltweiten Universitätsranking
an dritter Stelle, Österreich dagegen an kaum wahrnehmbarer Position
weit hinten liegt.
Das Internet verleitet ganz besonders zum Abkupfern. Man sucht zunächst
einen Text über eine Suchmaschine, und dann weiß jedes kluge
Kind, wie die Tastenkombinationen Strg-C und Strg-V einzusetzen sind.
Parallel dazu ist aber auch das Aufdecken leichter geworden, denn es
gibt Schnüffelsoftware, wie etwa „Plagiarismfinder“,
„AntiPlagiarism“, „PlagScan“ und andere. Die
Programme suchen das gesamte Internet nach gleichen und ähnlichen
Texten ab und finden auch abgeschriebene Textstellen, deren Satzbau
verändert wurde. Voraussetzung dafür ist natürlich, dass
der kopierte Text im Internet auffindbar ist. Jede gute Universität,
die etwas auf sich hält, verwendet heute routinemäßig
diese elektronischen Bluthunde. Die Trefferquote ist enorm. Guttenberg
war nicht der erste und einzige, den es erwischt hat.
In den Kulturwissenschaften (Philosophie, Psychologie, Pädagogik,
Soziologie, Germanistik usw.) ist es schwer, nicht abzuschreiben, weil
es kaum noch Themen gibt, die noch nie behandelt wurden. In den Naturwissenschaften
kann man Legierungen, chemische Verbindungen und Chromosomen untersuchen
lassen, über die noch nichts oder wenig bekannt ist. Das Abschreiben
ist in den Naturwissenschaften weniger ein Problem als das fehlerhafte
Interpretieren von Ergebnissen. Fachzeitschriften verlangen daher, dass
Autoren ihre privaten Geldgeber (wie z.B. Pharmafirmen) nennen. Berühmte
medizinische Zeitschriften, darunter das „New England Journal
of Medicine“ und „The Lancet“ veröffentlichten
schon vor zehn Jahren ein gemeinsames Editorial, in dem die wissenschaftliche
Unabhängigkeit ihrer Autoren gefordert wird. Damit reagierten die
Zeitschriften auf bekannt gewordene Fälle, bei denen pharmazeutische
Unternehmen Forschungsarbeiten zu ihrem Vorteil beeinflusst hatten.