Der bekannte Philosoph Aristoteles (384-322 v. Chr.) hat, so wie sein
Lehrer Platon (vermutlich 427-374 v. Chr.), viele gescheite Dinge gesagt
und aufgeschrieben. Das hat nachfolgende Philosophen und Theologen dazu
verleitet, alles kritiklos zu glau-ben, was diese beiden klugen Männer
verkündet haben. Sie haben in einigen Bereichen die Entwicklung
der Wissenschaften sogar behindert. Aristoteles hat beispielsweise behauptet,
dass sich die Sonne um die Erde dreht und dass die vom griechischen
Philosophen Demokrit (ca. 460-370 v. Chr.) postulierten Atome Hirngespinste
sind. Das hatte zur Folge, dass sich die moderne Astronomie und die
moderne Physik erst sehr spät, dafür in rasendem Tempo, entwickelt
haben.
Noch im 19. Jahrhundert stritten die Naturwissenschaftler darüber,
ob es Atome gibt. Nachdem 1896 Henri Becquerel in Paris die Radioaktivität
entdeckt und kurz darauf Marie und Pierre Curie die ersten radioaktiven
Elemente isoliert hatten, kam Bewegung in die Sache. 1905 veröffentlichte
Albert Einstein wissenschaftliche Arbeiten über die Teilchennatur
der Materie, die so überzeugend waren, dass niemand mehr an der
Existenz von Atomen zweifelte. Dann ging alles Schlag auf Schlag. Ernest
Rutherford, Hans Geiger und Ernest Marsden entdeckten um 1912 den Atomkern.
Die Deutschen Walter Bothe und Herbert Becker beschrieben 1930 eine
seltsame Strahlung, die 1932 zur Entdeckung des Neutrons durch den Engländer
Sir James Chadwick führte. 1938 gelang Otto Hahn und Lise Meitner
mit Hilfe dieser Neutronen die Spaltung von Atomkernen. 1942 kam es
in Chicago zur ersten atomaren Kettenreaktion in einem vom Italiener
Enrico Fermi gebauten Atomreaktor. Am 16. Juli 1945 explodierte die
erste Atombombe („Trinity“) bei Alamogordo in New Mexico,
am 1. November 1952 detonierte die erste Wasserstoffbombe („Ivy
Mike“) in der Südsee. Die ersten Atomkraftwerke gingen 1954
im russischen Obninsk und 1955 in Calder Hall in England in Betrieb.
Dann kamen die Unfälle von Harrisburg (1979), Tschernobyl (1986)
und Fukushima (2011) und zerstörten den Traum von der atomaren
Zukunft.
Atomare Teilchen sind nicht nur teilbar, man kann sie sogar zum Verschwinden
bringen. Sie lösen sich allerdings nicht in Nichts auf, sondern
in reine Energie nach der Formel E = mc². Einsteins unsterbliche
mathematische Aussage erklärt nicht nur die Gewinnung von Atomenergie,
sie ist auch ein Schlüssel zum Verständnis des Universums.
Da die Formel zwar bekannt ist, nicht aber deren vielfältige Aussagekraft,
bringt der VN-Scheinwerfer im kommenden Sommer eine neunteilige Serie
über die Geschichte, die Bedeutung und die Folgen von E = mc².