Atomenergie kann man gewinnen, wenn man kleine Atomkerne (zB. Wasserstoff)
zu etwas größeren (Helium) fusioniert oder große Atomkerne
mit Hilfe von Neutronen spaltet. Am besten funktionieren Atomspaltungen
mit Uran-235 und Plutonium-239. Plutonium-239 (die Zahl gibt die Masse
des Atomkerns an) kommt in der Natur nicht vor, man muss es durch einen
teuren Brutprozess erzeugen. Uran-235 kommt in der Natur nur in geringen
Mengen vor. Wenn man es gewinnen will, muss man Natururan chemisch in
eine gasförmige Verbindung umwandeln und dieses Gas durch tausende
zylinderförmige Zentrifugen schicken. Auf diese Weise kann man
das schwere Uran-238 vom leichteren Uran-235 trennen. Das schwere Uran
verwendet man zur Produktion harter Panzergeschoße, das leichtere
Uran zur Erzeugung von Brennstäben für Kernkraftwerke oder
für Atombomben.
Im iranischen Atomzentrum Natans wird Uran-235 mittels Zentrifugen
isoliert. Bereits 2009 wunderten sich die Techniker über die sinkenden
Uranmengen, obwohl laufend neue Zentrifugen installiert worden waren.
Im Juli 2010 entdeckten weißrussische Computerexperten ein kompliziertes
Computervirus, das Großrechner der Firma Siemens infiziert. Sie
nannten das Schadprogramm „Stuxnet“. Es war so raffiniert
strukturiert, dass zunächst niemand wusste, was das Programm machte.
Erst im Herbst 2010 war klar geworden, was passiert war. Uranzentrifugen
arbeiten normalerweise mit rund 1.000 Umdrehungen pro Sekunde. Stuxnet
hatte die Gaszentrifugen abwechselnd auf über 1.400 Umdrehungen
beschleunigt und dann auf 2 Umdrehungen pro Sekunde heruntergebremst,
bis die Beschleunigungskräfte in Verbindung mit dem durchströmenden
aggressiven Gas tausende Zentrifugen irreparabel beschädigt hatten.
Wäre Stuxnet nicht entdeckt worden, so hätte das eingeschleuste
Programm nach und nach die gesamte Urananlage zerstört. Sogar Irans
Präsident Ahmadinedschad musste kürzlich eingestehen, dass
ein großer Schaden entstanden war, denn das Programm hatte die
Zentrifugen nicht sofort ruiniert, sondern langsam, um die Ursachen
zu verschleiern.
Niemand weiß, woher Stuxnet kommt. Der Verdacht richtet sich
gegen die Geheimdienste Israels und der USA, denn zum Programmieren
und Testen des Virus mussten dutzende erstklassige Spezialisten, ein
Großrechner und eine komplette Anlage zum Trennen von Uran zur
Verfügung stehen.
Die Sache hat einen beunruhigenden Aspekt. Wenn es gelingt, mit Hilfe
eines geheimen Computerprogramms Teile einer komplizierten Industrieanlage
zu demolieren, dann kann man in den mittlerweile vielen politisch instabilen
Ländern auch Atomreaktoren beschädigen und ganze Waffensysteme
kontrollieren.