Es ist für uns heute selbstverständlich, dass Meter und Kilogramm
weltweit verwendet werden, doch das war nicht immer so. Bei den Ägyptern
wurden schon im 2. Jahrtausend vor Christus die Handbreite, der Fuß
und die Elle als Längeneinheiten verwendet. Die Vergleichseinheiten
wurden in Tempeln aufbewahrt. Die Griechen übernahmen die Maße
der Ägypter und erfanden das „Stadion“, ein Längenmaß
für große Entfernungen. Die Römer verwendeten stattdessen
das „milia passum“, die spätere Meile. Die Messung
erfolgte mit einfachen Räderzählwerken.
Karl der Große legte seine Schuhgröße als Längenmaß
fest, so entstand der europäische „Fuß“. Einzelne
Fürsten änderten willkürlich die vom Kaiser festgelegten
Maße. Dies geschah hauptsächlich, um Preissteigerungen zu
verstecken. An der Mauer des Stefansdoms neben dem Riesentor sind noch
heute die zwei Wiener Ellen (77,8 cm und 69,5 cm) zu sehen, sie waren
die Längenmaße im Großraum Wien. Später entstanden
das „Yard“ (91,44 cm) und das „Zoll“, auch „inch“
genannt zu 2,5 cm. Unsere Bildschirme und Computerfestplatten werden
heute noch in Zoll gemessen, da die eigensinnigen Amerikaner beim metrischen
System immer noch nicht mitmachen.
Das erste genaue Maßsystem entstand unter der fortschrittlichen
Monarchin Maria Theresia. Sie erließ – weltweit erstmalig
– ein Gesetz zur Vereinheitlichung der Maßeinheiten. Nur
Waren, deren Maße „zimetiert“ (geeicht) waren, durften
gehandelt werden.
Im 18. Jahrhundert entstand in Frankreich die Idee, ein neues Längenmaß
zu bestimmen und international zu bewerben. Ludwig XVI von Frankreich
unterzeich-nete ein Dekret, wonach das neue Längenmaß „Meter“
der zehnmillionste Teil des Erdmeridianquadranten sein sollte. Einfacher
ausgedrückt: Der Meter sollte der vierzigmillionste Teil des Erdumfangs
sein. Die Vermessungsarbeiten begannen 1792 mitten in den Revolutionswirren.
1795 wurden die Arbeiten eingestellt, der Meter wurde ungefähr
nach dem Meridian festgelegt. Es entstand der erste Urmeter, in der
Folge auch das Urkilogramm. Allmählich erkannten andere Länder
die Vorteile eines einheitlichen Systems. 1871 wurde in Österreich
das metrische System als Nachfolge des theresianischen eingeführt.
Der österreichische Prototyp des Meters war ein Stab aus Bergkristall.
Als Katharina Prato in ihrem europaweit populären Kochbuch „Die
süddeutsche Küche“ die Angaben erstmals in Zentimeter,
Gramm und Kilogramm machte, setzte sich das neue Maßsystem rasch
durch.
Am 20. Mai 1875 unterzeichneten 17 Staaten, darunter Österreich-Ungarn,
die „internationale Meterkonvention“. Meter und Kilogramm
sind somit die konkretesten und nachhaltigsten Folgen der französischen
Revolution.