„Frankreich im Jahr 1789. Der Adel feiert, die Bürger murren.
Und zwischen allen Stühlen: der Dichter André Chénier.
Geliebt von den Reichen für seine einfühlsamen Verse, im Herzen
aber ein Revolutionär.“ So beginnt der Text, mit dem die
Bregenzer Festspiele ihre Oper auf der Seebühne im Sommer 2011
ankündigen. Das Meisterwerk des italienischen Komponisten Umberto
Giordano wurde 1896 in der Mailänder Skala uraufgeführt. Das
Stück zählt heute zu den eher weniger bekannten Opern, obwohl
das Libretto in mehrere Sprachen übersetzt wurde und Thomas Bernhard
die Oper in seinem vorletzten Stück „Elisabeth II“
erwähnt. Der Protagonist Herrenstein äußert sich dabei
abfällig über das Musikstück.
Die Hauptfiguren der Oper sind der idealistisch gesinnte Dichter André
Chénier, der Gegenspieler und Bandenführer Carlo Gérard
und die Adelige Madeleine, die auf der Flucht vor dem Mob ist und sich
Hilfe suchend an Chénier wendet. Das Stück endet tragisch,
so wie die französische Revolution insgesamt eine nationale Tragödie
war. Die Auslöser waren hohe Steuern, eine hohe Inflation, schlechte
Ernten und die Prasserei des Adels. Das Volk begehrte auf, aber die
Rebellion führte rasch ins Chaos. Vor allem die Jakobiner, die
1793 die politische Macht übernahmen, errichteten unter der Führung
von Maximilien de Robespierre eine Schreckensherrschaft, der zigtausende
Bürger zum Opfer fielen. Auch Robespierre wurde 1794 ein Opfer
seiner eigenen Tyrannei. Er wollte seiner Verhaftung durch einen erfolglosen
Suizidversuch entgehen, doch er endete wie seine Freunde auf dem Schafott.
Später misslang den Jakobinern ein Staatsstreich, sie scheiterten
an Napoleon. 1799 wurde Napoleon Bonaparte unter dem Druck der Armee
zum ersten Konsul gewählt. Damit war die Revolution zu Ende. Erst
im Nachhinein sorgte paradoxerweise der selbst ernannte Kaiser Napoleon
für eine Verbreitung einiger Ideen der französischen Revolution
in Europa.
Politische Revolutionen haben Änderungen in der Gesellschaft zur
Folge, zeigen im Vergleich zu wissenschaftlichen Revolutionen aber eine
geringere Nachhaltigkeit. Die Folgen der industriellen Revolution, die
auf die französische folgte, waren weit gravierender.
Während der französischen Revolution tat sich im Bereich
der Wissenschaften wenig, denn Wissenschaftler mussten fliehen oder
wurden umgebracht. Zwei Ereignisse sind berichtenswert, von ihnen soll
demnächst die Rede sein. So wurde der größten Chemiker
des 18. Jahrhunderts, Antoine de Lavoisier, so wie viele andere Bürger,
ein Opfer der Revolution. Mitten in den Wirren wurde auch ein neues
Längenmaß bestimmt, das heute weltweit verwendet wird: der
Meter.