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19. April 2024


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DIE STILLSTE ZEIT


Beim Heimatdichter Karl Heinrich Waggerl heißt es in einem seiner Texte: „Advent, das ist die stillste Zeit im Jahr, wie es im Lied heißt. Doch ist sie das wirklich, die stillste Zeit?“ Weil wir im Advent mit Weihnachtsliedern, vor allem in Kaufhäusern, ungefragt und gnadenlos belästigt werden, sollen hier einmal die technischen Grundlagen erläutert werden.

Der Kammerton a ist der zentrale Ton der so genannten chromatischen Tonleiter. Er hat die festgelegte Frequenz von 440 Hertz. Das heißt, dass eine Stimmgabel, eine Gitarrensaite, eine Klaviersaite, die Stimmbänder oder eine Luftsäule in einem Blasmusikinstrument 440 mal in der Sekunde schwingen. Da gleichzeitig unterschiedliche Oberschwingungen entstehen, klingt eine Gitarrensaite zum Glück anders als ein Klavier. Eine Oktav verdoppelt die Frequenz oder halbiert sie. Der Ton a hat eine Oktav höher somit eine Frequenz von 880 Hertz, eine darunter 220 Hertz. Die zwölf Halbtöne, die eine Oktav enthält, berechnen sich komplizierter, worauf hier verzichtet sei. Die Verdoppelung der Frequenz für die nächst höhere Oktave gilt jedenfalls für alle Töne. Die niedrigste Frequenz, die wir hören können, liegt bei 16 Hertz, die höchste ist vom Alter abhängig und liegt bei 20.000 Hertz. Junge Menschen hören, sofern ihre in Diskos gefolterten Trommelfelle nicht sekundär verdickt sind, höhere Töne als alte Menschen.

Die Messung der Lautstärke ist technisch schwieriger. Im Gegensatz zur Frequenz wird hier die „Amplitude“ gemessen. Nicht, wie schnell sich eine Saite bewegt, ist maßgeblich, sondern wie weit sie ausschwingt. Zupft man eine Saite leicht, schwingt sie leise und kaum sichtbar, reißt man gewissermaßen ordentlich an, schwingt sie laut. Die Messung der Lautstärke erfolgt heute in „Dezibel“, ein Wort, das auf Alexander Graham Bell zurückgeht. Das Dezibel (dB) bildet eine so genannte logarithmische Skala. Ein Schritt um 10 dB bedeutet eine Verzehnfachung der Schallintensität, ein Schritt um 20 db eine Verhundertfachung und so weiter. Wenn also eine Lautstärke von 70 auf 100 dB zunimmt, so sind das drei Zehnerschritte, was eine Zunahme der Schallenergie um den Faktor tausend (!) bedeutet.

Hier liegt das Problem für unsere Jugendlichen. In der Disko und auf Rockkonzerten treten nicht selten Lautstärken von 130 dB auf. Eine verkehrsreiche Straße erzeugt einen Krach von ungefähr 80 dB. 130 dB sind nicht bloß 50 dB mehr, es sind fünf Zehnerpotenzen mehr. 130 db attackieren das Trommelfell – unglaublich, aber nachweisbar - mit der fürchterlichen Lautstärke von 100.000 Verkehrsstraßen. Viele Menschen werden daher relativ früh im Leben schwerhörig und erleben dadurch ihre ganz private stillste Zeit.




© 2010 Rudolf Öller, Bregenz


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Guglielmo Marconi
(1974-1937)
hat mit seiner drahtlosen Nachrichtenübermittlung dafür gesorgt, dass wir uns heute vom Nachrichtenschrott in Radio und TV belästigt fühlen dürfen.

Silvia liest

Rudolf Oeller:

"Theke, Antitheke, Syntheke"
(Thriller über eine tragikomische Stammtischrunde auf dem Weg in den Tod)
Verlag novum, Zürich. ISBN 978-3-99130-025-0

"Wir waren eine großartige Bande von Stammtischbrüdern an der deutsch-österreichischen Grenze, auch zwei Stammtischschwestern waren dabei. Wir pfiffen auf alle Corona-Bestimmungen und trafen uns an jedem Freitag – eine verschworene Truppe, fast schon ein Dream Team. Drink Team trifft es allerdings besser. Voll Hoffnung starteten wir ins Coronajahr 2020, am Ende wurde es eine teils fröhliche, teils depressive Reise in den kollektiven Tod."

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