Beim Heimatdichter Karl Heinrich Waggerl heißt es in einem seiner
Texte: „Advent, das ist die stillste Zeit im Jahr, wie es im Lied
heißt. Doch ist sie das wirklich, die stillste Zeit?“ Weil
wir im Advent mit Weihnachtsliedern, vor allem in Kaufhäusern,
ungefragt und gnadenlos belästigt werden, sollen hier einmal die
technischen Grundlagen erläutert werden.
Der Kammerton a ist der zentrale Ton der so genannten chromatischen
Tonleiter. Er hat die festgelegte Frequenz von 440 Hertz. Das heißt,
dass eine Stimmgabel, eine Gitarrensaite, eine Klaviersaite, die Stimmbänder
oder eine Luftsäule in einem Blasmusikinstrument 440 mal in der
Sekunde schwingen. Da gleichzeitig unterschiedliche Oberschwingungen
entstehen, klingt eine Gitarrensaite zum Glück anders als ein Klavier.
Eine Oktav verdoppelt die Frequenz oder halbiert sie. Der Ton a hat
eine Oktav höher somit eine Frequenz von 880 Hertz, eine darunter
220 Hertz. Die zwölf Halbtöne, die eine Oktav enthält,
berechnen sich komplizierter, worauf hier verzichtet sei. Die Verdoppelung
der Frequenz für die nächst höhere Oktave gilt jedenfalls
für alle Töne. Die niedrigste Frequenz, die wir hören
können, liegt bei 16 Hertz, die höchste ist vom Alter abhängig
und liegt bei 20.000 Hertz. Junge Menschen hören, sofern ihre in
Diskos gefolterten Trommelfelle nicht sekundär verdickt sind, höhere
Töne als alte Menschen.
Die Messung der Lautstärke ist technisch schwieriger. Im Gegensatz
zur Frequenz wird hier die „Amplitude“ gemessen. Nicht,
wie schnell sich eine Saite bewegt, ist maßgeblich, sondern wie
weit sie ausschwingt. Zupft man eine Saite leicht, schwingt sie leise
und kaum sichtbar, reißt man gewissermaßen ordentlich an,
schwingt sie laut. Die Messung der Lautstärke erfolgt heute in
„Dezibel“, ein Wort, das auf Alexander Graham Bell zurückgeht.
Das Dezibel (dB) bildet eine so genannte logarithmische Skala. Ein Schritt
um 10 dB bedeutet eine Verzehnfachung der Schallintensität, ein
Schritt um 20 db eine Verhundertfachung und so weiter. Wenn also eine
Lautstärke von 70 auf 100 dB zunimmt, so sind das drei Zehnerschritte,
was eine Zunahme der Schallenergie um den Faktor tausend (!) bedeutet.
Hier liegt das Problem für unsere Jugendlichen. In der Disko und
auf Rockkonzerten treten nicht selten Lautstärken von 130 dB auf.
Eine verkehrsreiche Straße erzeugt einen Krach von ungefähr
80 dB. 130 dB sind nicht bloß 50 dB mehr, es sind fünf Zehnerpotenzen
mehr. 130 db attackieren das Trommelfell – unglaublich, aber nachweisbar
- mit der fürchterlichen Lautstärke von 100.000 Verkehrsstraßen.
Viele Menschen werden daher relativ früh im Leben schwerhörig
und erleben dadurch ihre ganz private stillste Zeit.