Das Jahr 2009 war ein Darwinjahr. Man feierte den zweihundertsten Geburtstag
des großen englischen Biologen Charles Darwin und das einhundertfünfzigste
Jubiläum seines revolutionären Buches „Über die
Entstehung der Arten durch natürliche Selektion“. Ein Jubiläum
wurde allerdings übersehen. Vor 175 Jahren, am 15. September 1835,
betrat Charles Darwin als junger Passagier des Forschungsschiffes „Beagle“
die Galapagosinseln und blieb dort fünf Wochen. Darwin war ein
scharfer Beobachter. Er zählte zu den Forschern, die Dinge und
Zusammenhänge verstehen, die viele Leute auch mit Mühe nicht
erkennen können.
Die Galapagosinseln liegen am Äquator, knapp tausend Kilometer
westlich von Ecuador oder tausendzweihundert Kilometer südwestlich
von Panama. Die Inseln sind ozeanische Gebilde. Drei tektonische Platten,
die Nazka-, die Cocos- und die Südamerikaplatte schieben hier gegeneinander
und bewegen sich dabei über eine heiße Stelle im Erdinneren,
wodurch das Vulkanarchipel stückweise von Ost nach West entstanden
ist. Die ältesten Vulkane werden auf sieben Millionen Jahre geschätzt.
Einige sind durch Erosion bereits im Meer verschwunden. Die jüngste
und größte Insel, Isabela, ist höchstens eine Million
Jahre alt. Sie ist durch die Verschmelzung von fünf großen
Vulkanen entstanden und ungefähr doppelt so groß wie Vorarlberg.
Unter Isabela liegt der „Hot Spot“, der den größten
aktiven Vulkan der Inselgruppe, den „Sierra Negra“, regelmäßig
ausbrechen lässt.
Die ersten Besucher kamen in prähistorischer Zeit vom Festland,
wie Funde belegen. Zurück gelangten sie wegen der starken Strömungen
wahrscheinlich nicht mehr. Der Humboldtstrom trieb während einer
Flaute 1535 den ersten Europäer, Fray Thomas de Berlanga, nach
Galapagos. Der Spanier Diego des Rivadeneira gab den Inseln 1546 den
Namen „Islas Encantadas“ (verzauberte Inseln). 1574 erschien
die erste Seekarte, in der die Inseln verzeichnet waren. Die markante
Tierwelt brachte den endgültigen Namen: „Islas Galapagos“
(Inseln der Schildkröten).
Die ungenauen Navigationsmethoden im 16. und 17. Jahrhundert waren
der Grund, dass die Inseln nicht immer gefunden wurden oder unerwartet
auftauchten. Daher standen die oft von Wolken eingehüllten „Phantominseln“
bald im Ruf, durch Hexerei gelegentlich zu verschwinden. Ab dem Ende
des 16. Jahrhunderts benutzten Piraten und Deserteure die Inseln als
Schlupfwinkel und als Versteck für ihre Beute, was deren Mythos
weitere Nahrung gab.
Galapagos ist heute von enormer Bedeutung für die Wissenschaft.
Nirgendwo kann die Entstehung neuer Tier- und Pflanzenarten so unmittelbar
beobachtet werden, wie hier.