Ein Wissenschafter, der im 16. Jahrhundert etwas in Erfahrung bringen
wollte, nahm ein Buch zur Hand. Das religiöse Wissen stand in der
Bibel, das weltliche Wissen bei Platon und Aristoteles. Das genügte
damals. Dann aber tauchte ein Mann namens Galileo Galilei (1564-1642)
auf, dem die „ewigen Wahrheiten“ der Bücher nicht genügten.
Er begann mit Pendeln, rollenden Kugeln, fallenden Gewichten und einem
Gerät zu experimentieren, das er auf einem Jahrmarkt gekauft hatte,
und das man heute als Fernrohr bezeichnet. Dieses Fernrohr war nicht
präzise genug. Galilei zerlegte es und schliff die Linsen so lange
nach, bis die Bilder klarer wurden. Dann machte er etwas, das damals
als Dreistigkeit galt. Er blickte durch das Fernrohr und sah, dass die
Venus Phasen wie der Mond zeigte, er erblickte auf unserem Mond Gebirge,
er entdeckte die Monde des Jupiters und er erkannte, als er das Sonnenlicht
auf ein Blatt Papier projizierte, dass die Sonne Flecken hatte. Der
als unfehlbar geltende Philosoph Aristoteles war mit seiner Idee der
Vollkommenheit der Himmelskörper widerlegt worden.
Galileo Galilei hatte nicht nur Bücher befragt, sondern in erster
Linie die Natur, und diese hatte ihm geantwortet. Er hatte eine radikal
neue Methode entdeckt, Wahrheiten zu ermitteln: das Experiment. Aus
diesem Grunde wurde ihm 1633 auch der Prozess gemacht. Galileo Galilei
wurde nicht verurteilt, weil er – so wie Nikolaus Kopernikus –
behauptet hatte, dass sich die Erde um die Sonne dreht. Er wurde verurteilt,
weil er erklärte, alles beweisen zu können. Genau das galt
damals als ungeheuerlich.
Der Engländer Isaac Newton (1643-1727) wurde kurz nach Galileis
Tod geboren. Damals unterschied man nicht zwischen Philosophie, Theologie
und Naturwissenschaften. Er galt daher allgemein als Philosoph. Der
Bauernsohn Newton verlor noch vor der Geburt seinen Vater, seine Mutter
ließ ihn bei den Großeltern aufwachsen. Als er in Cambridge
zur Schule ging, litt er unter der damals üblichen „scholastischen“
Methode, die Natur nur philosophisch zu bearbeiten. Er begann Bücher
französischer Philosophen, allen voran Descartes, zu lesen und
ihre Ideen umzusetzen. In rascher Folge entwickelte Isaac Newton Theorien
über das Licht, über den atomaren Aufbau der Materie und über
neue mathematische Methoden. 1685 legte Newton das bedeutendste Buch
der Wissenschaftsgeschichte vor, die „Philosophiae Naturalis Principia
Mathematica“ (Die mathematischen Grundlagen der Naturphilosophie).
Dieses Buch leitete eine Revolution der Wissenschaften ein, die bis
heute andauert. Newton hatte der Methode des Galilei, der Natur ihre
Geheimnisse durch Experimente zu entlocken, zum Durchbruch verholfen.