Die sprachlichen Wurzeln des Begriffs „Logistik“ kommen
aus dem Griechischen (logein = denken) und dem Französischen (loger
= Unterbringung). Die Logistik ist eine Wissenschaft, die sich mit der
Organisation, Steuerung und Verbesserung von komplizierten Abläufen
beschäftigt. Die ersten professionellen Logistiker waren die Versorgungs-
und Transportoffiziere der Militärs. Die kämpfenden Truppen
mit Munition, Treibstoff, Nahrung und Nachrichtensystemen in einer gefährlichen
Situation zu versorgen, war immer schon eine Herausforderung.
Nur wer über gute Logistiker verfügt, kann komplizierte Aufgaben
lösen. Der in Österreich geplante Umbau des gesamten Schulsystems
bedeutet, ein in zweihundert Jahren gewachsenes System in wenigen Jahren
umzuformen. Es sei kurz beschrieben, welch logistische Herkulesaufgabe
hier zu erwarten ist.
Die wichtigste Frage lautet: Wird die Gesamtschule ein Gesamtgymnasium
mit unteren Leistungsklassen für Lernschwache, eine Gesamtvolksschule
mit höheren Leistungsklassen für starke Schüler oder
irgendetwas dazwischen sein? Eines kann sich unser Land nicht leisten.
Die leistungsstarken Schüler dürfen nicht auf der Strecke
bleiben. Ohne Leistungsorientierung gibt es keine Zukunft für ein
technologisch entwickeltes Land.
In der Folge muss die Lehrerausbildung geändert werden. Weder
die Pädagogischen Hochschulen noch die Universitäten können
alle Lehramtsstudenten alleine ausbilden, es muss irgendeine Kooperation
erfolgen. Da die Universitäten autonom sind, kann diese Zusammenarbeit
nicht einfach vom Ministerium verfügt werden. Wie das Problem gelöst
werden soll, weiß zurzeit niemand. Alle Schulbücher müssen
innerhalb kurzer Zeit neu geschrieben werden, insgesamt ist das eine
Aufgabe mit Milliardenaufwand. Wenn die Schüler auch nachmittags
betreut werden sollen, müssen tausende Schulküchen und Räume
neu errichtet, vorhandene Schulküchen erweitert werden. Wenn die
neue Gesamtschule konsequent durchgezogen wird, muss das komplizierte
Dienstrecht vereinfacht und die Privatschulen entweder eingeschränkt
oder zumindest unter staatliche Aufsicht gestellt werden.
Diese Beispiele sind nur einige wenige von vielen. Sie zeigen, welch
enormer Aufwand nötig ist, um unser komplexes Schulsystem zu verändern.
Mit Gesetzen und ministeriellen Verordnungen allein ist das nicht machbar.
Es wird auch ein finanzielles Engagement der Wirtschaft unerlässlich
sein, denn die erforderlichen Milliardenbeträge kann der Staat
in den nächsten Jahren nicht aufbringen. Der geplante Umbau des
Bildungssystems ist die massivste logisti-sche Herausforderung des Staates
seit Jahrzehnten.