Die öffentlichen Diskussionen über den Stellenwert der Bildung
haben in den letzten Jahren deutlich Fahrt aufgenommen. Eine der Ursachen
der Debatten waren die PISA-Studien, deren Zahlen in Österreich
origineller berechnet wurden als in den anderen Ländern. Statistiken
bilden bekanntlich nicht die Realität ab, sondern sind meist Instrumente
einer Politik. In den letzten Jahren wurde der von relativen statistischen
Wahrheiten geplagte Österreicher mit Forderungen nach der „Gesamtschule“,
der „Schule der Vielfalt“, der „neuen Mittelschule“,
des „Gymnasiums für alle“ und anderen Meldungen geradezu
traktiert. Wer hat da noch den Durchblick?
Wenn es so etwas wie eine Wahrheit im Bildungsbereich gibt, dann kann
diese so formuliert werden: Der wirtschaftliche Erfolg und die Lebensqualität
eines Landes stehen und fallen mit der Bildung und Ausbildung der Jugend.
Dabei geht es nicht nur um die Qualität des Unterrichts, es geht
auch um die Motivation der Lehrer, der Schüler, um das Vertrauensverhältnis
zwischen Eltern und Schule und vieles mehr.
Zwei Texte, die kürzlich in österreichischen Zeitungen zu
lesen waren, sollten zum Nachdenken anregen: „Seit Jahren werden
alle gesellschaftlichen Fehlentwicklungen in die Schule abgeschoben,
egal ob es sich um Gewalttätigkeit, Drogenmissbrauch oder die Integrationsdefizite
von Schülern mit Migrationshintergrund handelt.“ (Falter,
26.5.2010) und „Das Grundproblem der Schule heute - und zwar alle
Schulformen – ist der geringe Stellenwert, der ihr zukommt und
der sich nicht zuletzt in einer gesellschaftlichen Geringschätzung
des Lehrberufs, die paradoxerweise Hand in Hand mit völlig überzogenen
Erwartungen geht, manifestiert.“ (Die Furche, 27.5.2010).
Die öffentliche Debatte spart ein Thema völlig aus: Es ist
der drohende Lehrermangel. Im Rahmen der Pensionierungswelle ab 2012
werden ein Drittel aller Pflichtschullehrer in Pension gehen. Ein weiteres
Drittel ist älter als 50 Jahre. Die inzwischen wieder leicht ansteigenden
Zahlen der Lehramtsstudenten können dieses Defizit nicht mehr ausgleichen.
Bis in zehn Jahren wird sich die Zahl der Lehrer dramatisch verringern.
An den Gymnasien gibt es kaum noch Nachwuchs in den naturwissenschaftlich-mathematischen
Fächern. Der Hinweis „wurde nicht unterrichtet“ wird
dann in manchen Zeugnissen stehen und den Zugang zu vielen Studiengängen
erschweren. Zugangsbeschränkung durch Lehrermangel!
Der Drang in die Privatschulen wird die Preise nach oben treiben und
die „Selektion“ der Schüler verschärfen. Schuld
an dieser Entwicklung sind ahnungslose Politiker und pädagogische
Klempner, die an echten Bildungsproblemen meilenweit vorbei schwadronieren.