Sprayer der Anti Atom-Bewegungen der Siebziger- und Achtzigerjahre
sprühten Sätze an die Wände wie „Lieber einen Urahn
im Iran als Uran im Urin.“ Hätten die Typen mit der Farbdose
geahnt, welche Sorgen der halblustige iranische Präsident Mahmud
Ahmadinedschad dem Westen bereiten würde, sie hätten öfter
Sponti-Sprüche an die Wände gemalt, wie beispielsweise „So
eine Atombombe kann einem den ganzen Tag verderben!“ Ahmadinedschad
hat kürzlich verkündet, dass der Iran Uran anreichern kann.
Der Laie fragt sich, was „angereichertes Uran“ mit einer
Atombombe zu tun hat. Die einfache Antwort lautet: Wer über angereichertes
Uran verfügt, kann eine Atombombe bauen.
In der Natur gibt es 92 verschiedene Elemente, sie alle bestehen aus
Atomen. Wasserstoff (H) ist das kleinste Atom. Es hat im Atomkern nur
ein Proton. Stickstoff (N) hat 7 Protonen, Eisen (Fe) hat 26 Protonen,
Uran (U) bereits 92. Die Zahl der Protonen im Atomkern bestimmt die
chemische Eigenart des Atoms. Leider ist die Natur etwas komplizierter,
als erwünscht. Innerhalb eines Elements gibt es Atome verschiedener
Masse, diese unterschiedlich schweren Atome nennt man „Isotope“
oder „Nuklide“. Bestimmte Nuklide sind beständig und
ändern sich nie, manche sind aber instabil und neigen zum Zerfallen,
man nennt sie radioaktiv.
Atome wie etwa Thorium, Uran oder Plutonium sind schon aufgrund ihrer
Größe wenig stabil, man kann ihre Kerne mit Hilfe von Neutronen
spalten. Einige der Atomkerne bilden während der Spaltung weitere
freie Neutronen, die neuerlich Atome spalten können. Es kann eine
atomare Kettenreaktion entstehen, die Masse in Energie umwandelt. Albert
Einstein hat das mit seiner Formel E = mc2 richtig beschrieben. Diese
Atomkernspaltung kann ungeheuerliche Energiemengen freisetzen.
Natürliches Uranerz besteht überwiegend aus Uran-238. Die
Zahl 238 bedeutet, dass der Atomkern aus 92 Protonen und 146 Neutronen
besteht. Dieses Nuklid ist für Spaltungen ungeeignet. Uran-235
ist dagegen gut spaltbar, kommt aber im natürlichen Uran nur zu
0,7% vor. Es muss „angereichert“ werden. Zu diesem Zweck
erzeugt man eine gasförmige Uranverbindung (Uranhexafluorid) und
schickt dieses Gas durch Diffusionsfilter oder Zentrifugen, wobei die
leichten Uranatome (U-235) von den schweren getrennt werden. Die Technik
ist äußerst anspruchsvoll und teuer, aber der Iran scheint
das Problem gelöst zu haben.
Wer hoch angereichertes Uran-235 besitzt, kann Atombomben bauen. Schadenfreude
gegenüber den Amerikanern ist fehl am Platz. Ein Atomkrieg zwischen
Iran und Israel fände vor unserer Haustüre statt und würde
die größte Wirtschaftskrise aller Zeiten auslösen.