Wir wissen nicht, wann Jesus von Nazareth geboren wurde. Der Mönch
Dionysius Exiguus („der Kleine“) gilt als Begründer
der heutigen christlichen Zeitrechnung. Er führte im 6. Jahrhundert
die seit dem Konzil von Nicäa (325) gebräuchliche Osterberechnung
in die abendländische Kirche ein. Er war der erste, der die Jahre
„ab incarnatione Domini“ (nach der Menschwerdung des Herrn)
berechnete. Da die arabischen Ziffern einschließlich der Zahl
Null in Europa damals noch unbekannt waren, fehlt dieses Jahr in der
Zeitrechnung. Durch den angelsächsischen Mönch Beda Venerabilis
(672-735) erlangte die Zeitrechnung des Dionysius im Mittelalter zunächst
in der Kirche und später weltweit ihre Gültigkeit.
Es war bereits früh üblich, das „Christgeburtsfest“
am 25. Dezember zu feiern. Auf dem Konzil von Konstantinopel wurde dieses
Datum 381 zum Glaubenssatz erhoben. Im siebten und achten Jahrhundert
setzte sich der Brauch auch in Europa durch. 813 wurde auf der Mainzer
Synode dieser Tag offiziell zum Fest der Geburt Christi erklärt.
Der 25. Dezember war auch in anderen Religionen von Bedeutung. Der asiatische
Mithraskult feierte an diesem Tag die Geburt des indischen Lichtgottes.
Bei den Ägyptern wurde mit dem Isiskult die Geburt des Horus gefeiert.
Die Römer begingen ihre Saturnalien, und die Germanen feierten
Mittwinter, ein Toten- und zugleich Fruchtbarkeitsfest. In Rom wurden
am 25. Dezember das ägyptische, das asiatische und auch das römische
Fest prunkvoll begangen. Es erschien daher plausibel, das Weihnachtsfest
auf diesen Tag zu legen.
Der heilige Franz von Assisi hat der Legende nach im 13. Jahrhundert
das erste Mal das Weihnachtsevangelium in Form einer lebenden Krippe
darstellen lassen. Dass die Messe in Anwesenheit von Tieren und in einer
Höhle gefeiert wurde, zeigt den Sinn des Franziskus für Schlichtheit
und Naturnähe. Der erste Weihnachtsbaum wurde schon im 15. Jahrhundert
von Freiburger Bäckern aufgestellt, von dort breitete er sich allmählich
über Europa aus. Der erste Weihnachtsbaum in Österreich erstrahlte
1816 in Wien. Der Adventkranz ist die Erfindung des evangelischen Pfarrers
Johann Hinrich Wichern, der 1860 im "Rauhen Haus" in Hamburg
einen großen geschmückten Kronleuchter mit 24 Kerzen aufhängen
ließ. Den Hamburger Bürgern gefiel das, und sie kopierten
den Kranz, allerdings mit nur vier Kerzen.
Der (angeblich protestantische) Weihnachtsmann ist als „Santa
Claus“ ein Abkömmling des katholischen Nikolaus. Das (angeblich
katholische) Christkind ist eine Erfindung von Martin Luther von 1553.
Er wollte damit eine protestantische Konkurrenz zum bekannten Bischof
Nikolaus etablieren.