„Sterne lügen nicht“ weiß der Volksmund, doch
in Wahrheit werden sie gedeutet, wie etwa der Stern von Bethlehem. Dann
aber handelt es sich nicht um eine Aussage, sondern nur um eine zutiefst
menschliche Auslegung.
Die Nummer 4/2009 des „Skeptikers“, die Zeitschrift der
Deutschen „Gesellschaft zur wissenschaftlichen Untersuchung von
Parawissenschaften“, bringt nun einen Artikel über die Schließung
der „Akte Astrologie“. Es geht dabei um die Behauptung von
Astrologen, dass bestimmten Tierkreiszeichen bestimmte Eigenschaften
zuzuschreiben sind. Man kennt die Geschichten, die in unterhaltender
Runde zu kreisen pflegen. Widder sind so, Waagen sind anders, Wassermänner
sind wieder anders. Es gibt einige statistisch beobachtbare Effekte,
die jedoch sehr schwach sind. So gibt es beispielsweise etwas mehr Fische-Geborene
als andere Menschen, weil im Spätfrühling die fortpflanzungsfreudigen
Hormone vermehrt sprießen. Daher sind bei Fische-Menschen insgesamt
alle Eigenschaften (Selbstmorde, Unfälle, sportliche Erfolge, einfach
alles) häufiger anzutreffen. Diese wissenschaftliche Aussagekraft
ist wie bei allen anderen Tierkreiszeichen gleich null.
Sehen wir uns das aktuelle Sternzeichen - den Steinbock - genauer an.
Sollte Jesus von Nazareth am 25. Dezember zur Welt gekommen sein, dann
wäre ihm laut Astrologie der Steinbock zuzuordnen. Der Steinbock
liegt wie die anderen „Tierkreiszeichen“ in der virtuellen
Bahn der Sonne, der so genannten „Ekliptik“. Der hellste
Stern (Delta Capricorni) ist 39 Lichtjahre von uns entfernt, also ein
Nachbar. Beta Capricorni ist wesentlich größer als unsere
Sonne und 354 Lichtjahre von uns entfernt. Alpha-Capricorni ist 120
Lichtjahre weit weg und Pi Capricorni (auch „Okul“ genannt)
ist 666 Lichtjahre fern. Man setze die Erde modellhaft nach Bregenz
und ersetze Lichtjahre durch Kilometer. Dann läge Delta Capricorni
ungefähr in Meersburg, Alpha-Capricorni in der schönen Universitätsstadt
Tübingen, Pi Capricorni hingegen im Ärmelkanal. Damit entpuppt
sich der Steinbock und mit ihm alle anderen Sternbilder als riesige
zusammenhanglose Gebilde, die nur von der Erde aus einen Bezug zu haben
scheinen. Auch unser Vollmond ist eine überinterpretierte Illusion.
Der Mond ist zu jeder Zeit nur zur Hälfte angestrahlt, beim Vollmond
sehen wir lediglich die helle halbe Seite.
Lügen die Sterne oder sagen sie die Wahrheit? Sie alle senden
elektromagnetische Strahlen aus, die für die Astrophysiker Informationen
enthalten. Wissenschaftlich gesehen reden sie also. Über das Schicksal
der Menschen sagen sie aber gar nichts aus.