Was haben die Studentenproteste an den österreichischen Universitäten
mit der PISA-Studie zu tun? Auf den ersten Blick nichts. Hier demonstrieren
Studenten gegen „versteckte“ Zugangsbeschränkungen,
dort hat eine Studie angeblich ermittelt, dass unsere Lehrer und Schüler
trotz vieler Geldmittel angeblich nur Ausschussware darstellen.
Zunächst hatte es geheißen, Österreich sei im internationalen
Vergleich ein schulisches Entwicklungsland. Die PISA-Studie hätte
das bewiesen. Eine regionale Aufschlüsselung sei nicht möglich,
alle Zahlen beziehen sich auf ganz Österreich. Letztere Meldung
war wohl ein Irrtum, denn das böse Wort „Lüge“
wollen wir ja vermeiden. Alle PISA-Zahlen kann man auf Städte über
eine Million Einwohner (in Österreich nur Wien), Städte über
100.000 Einwohner (in Österreich Graz, Linz, Salzburg und Innsbruck)
und den Rest aufschlüsseln. Dabei zeigten sich gravierende Unterschiede.
Zunächst ist festzuhalten, dass es in jedem europäischen Land
andere Zählmethoden gab. 2003 wurden beispielsweise in Österreich
unter den 387 getesteten Schülern der allgemein bildenden Pflichtschulen
162 Hauptschüler als Zweifachrepetenten und sogar geistig Behinderte
aus Sonderschulen mitgezählt. Diese hätte man ausklammern
müssen, wie es alle anderen Staaten getan haben. Weiters scheinen
im Österreich-Ergebnis auch die allerschlechtesten Testschüler
(„statistische Ausreißer“) auf, die in anderen Ländern
gestrichen wurden. Der PISA-Sieger Finnland hat 2,1% der schlechtesten
Schüler aus der Bewertung genommen, Österreich aber nur 0,36%.
Am schlimmsten haben sich die Ergebnisse von Wien in der wichtigen
Kategorie der Lesekompetenz ausgewirkt. An den Gymnasien erreichten
die Wiener Schüler den mittleren Punktewert von 560, in Graz, Linz,
Salzburg und Innsbruck dagegen 595. Die Gymnasiums-Lesekompetenz betrug
österreichweit 572 Punkte, während der Gesamtsieger Finnland
nur 543 Punkte erreichte. Ohne Wien läge die österreichische
AHS-Lesekompetenz sogar mehr als 50 Punkte vor Finnland. Alle anderen
Kategorien zeigen ähnliche Resultate: Wien hat das österreichische
Gesamtergebnis kräftig nach unten gedrückt.
Es gibt ihn Wien Bezirke, in denen seit Jahren alle Schüler unabhängig
von ihrer Leistung mit lauter Einsern die Volksschule verlassen. Man
will aus ideologischen Gründen keine Zugangsbeschränkung zu
den Gymnasien. Das Ergebnis: Österreich hat sein mittelmäßiges
Abschneiden bei den PISA-Studien sowohl unredlichen statistischen Methoden
als auch dem Wiener Substandard zu verdanken. Nun wird die se Methode
auf unsere Universitäten übertragen. Deren Niedergang wird
auch mit Geld nicht mehr zu retten sein.