Welt der Naturwissenschaften
(Scientific Medley)

 Jahresübersicht 2009

Die Gedankenfreiheit ist die einzig wahre und die größte Freiheit, die der Mensch erreichen kann.
(Maxim Gorki)


21. November 2024


zurück Übersicht weiter

DER BODENAFFE


„Licht wird fallen auf den Ursprung des Menschen und seine Geschichte“ schrieb Charles Darwin 1859 in seinem legendären Buch über die Entstehung der Arten. Damals waren eben erst ein paar Knochen des Neandertalers entdeckt worden. Darwin ahnte die Entwicklung der Humanwissenschaft voraus, aber er wusste nicht, wie schnell sich seine Vermutung bestätigen würde. Inzwischen verfügen wir über Knochen von rund 400 verschiedenen Individuen des Neandertalers, wir kennen auch zahlreiche Arten der Gattung „Homo“: Homo habilis, Homo ergaster, Homo erectus und andere. Vor den Homo-Arten existierte die Gattung „Australopithecus“, zu Deutsch „Südaffe“. Diese Bezeichnung ist insofern nicht korrekt, als deren berühmteste Vertreterin – Lucy – wegen ihres aufrechten Ganges kein Affe mehr war. Ihre untersetzte Gestalt und der kleine Gehirnschädel lassen die Zuordnung zur Gattung Homo nicht zu.

Nur 75 Kilometer südlich der Fundstelle von Lucy wurde zu Beginn der Neunzigerjahre ein wesentlich älterer Typus gefunden, dem die Biologen die Seriennummer ARA-VP-1/129 gegeben haben. Später erhielt das Skelett die Artbezeichnung „Ardipithecus ramidus“. Ardi heißt in der Sprache des ansässigen Afar-Volkes Boden, ramidus ist verwurzelt. Der in 4,4 Millionen Jahre alten Sedimenten gefundene Vorfahre der Menschen ist somit ein verwurzelter Bodenaffe. „Ardi“, wie das gefundene Weibchen liebevoll genannt wird, war 1,20 Meter klein und wog etwa fünfzig Kilogramm. Zusätzlich zu Ardis Skelett fand man noch 110 weitere einzelne Knochen von Artgenossen.

Das Skelett von Ardi ist erstaunlich vollständig, daher kann man Rückschlüsse auf deren Fähigkeiten ziehen. Ardi konnte gut klettern und aufrecht gehen, allerdings war ihr aufrechter Gang nicht so gut entwickelt wie bei der eine Million Jahre später geborenen Lucy. Ardis Zähne, vor allem die Eckzähne, waren deutlich kleiner als die Zähne der Menschenaffen, fast schon menschenähnlich. Das internationale Forscherteam des Anthropologen Tim White und des mittlerweile verstorbenen John Desmond Clark von der Universität von Kalifornien haben jahrelang eine Geheimniskrämerei um Ardi betrieben. Jetzt erschien eine Sondernummer der Fachzeitschrift „Science“ mit ausführlichen Beschreibungen.

Ardi ist keine Übergangsform zwischen Mensch und Affe, aber sehr nahe daran. Das Wesen an der Schnittstelle zur Menschwerdung, die lang gesuchte „Eva“, wartet immer noch auf ihre Entdeckung. Wir wissen heute, dass unsere frühesten Vorfahren im Great Rift Valley in Ostafrika entstanden sind. Ardi und Lucy lassen dabei ahnen, wie Eva ausgesehen haben mag.




© 2009 Rudolf Öller, Bregenz


Frontpage Übersicht Sitemap Joker Kontakt und Videos
1996 1997 1998 1999 2000
2001 2002 2003 2004 2005
2006 2007 2008 2009 2010
2011 2012 2013 2014 2015
2016 2017 2018 2019 2020
2021 2022 2023 2024

Helden der Wissenschaft:
Roger Penrose
(* 1931)
berechnete gemeinsam mit Stephen Hawking die Verteilung von Masse und Energie im Universum und bewies die Existenz von Schwarzen Löchern.


Rudolf Oeller:

Typhon District

Thriller über eine Gruppe von Wissenschaftlern, die Gott gründlich ins Handwerk pfuscht und dabei zugrunde geht.
Europa Verlagsgruppe. ISBN 9791220149914

Alles beginnt mit einer harmlosen Untersuchung: Als Ben, ein Molekularbiologe, um Hilfe gebeten wird, weil die Schimpansenweibchen im Zoo keinen Nachwuchs bekommen, ahnt er noch nicht, dass seine Welt bald aus den Fugen geraten wird. Die Ursache der Zeugungsunfähigkeit ist nämlich eine Chromosomenmutation der Affendamen, und die bringt seinen Chef auf eine folgenreiche Idee. So entsteht das unter Verschluss gehaltene Projekt Typhon District, benannt nach einem Hybridmonster aus der Mythologie. Erst allmählich kommen bei Ben und seinem internationalen Team Zweifel auf. Doch da sind sie bereits tief in einem Strudel von Geld und Machtgier, Manipulation und Skrupellosigkeit gefangen. Nicht nur ihre eigenen Leben sind bedroht. Als sie das bemerken, ist es bereits zu spät.

Das Buch ist sowohl im Handel als auch im Internet erhältlich.