Paul Adrien Maurice Dirac wurde 1902 in Bristol (Großbritannien)
geboren. Sein Vater war Schweizer, seine Mutter Engländerin. Paul
Dirac erlebte durch den überstrengen Vater eine harte Kindheit.
Er studierte zunächst Elektrotechnik, später Mathematik und
gelangte schließlich zur Quantenphysik.
In Cambridge lernte Dirac die Atomtheorie von Niels Bohr kennen, worauf
er einige theoretische Abhandlungen darüber verfasste. Später
widmete er sich den Publikationen des deutschen Physikers Werner Heisenberg.
Dirac vertiefte sich so intensiv in die bedeutendsten Arbeiten der Quantenphysik,
dass er wichtige Verallgemeinerungen entdeckte. In den Zwanzigerjahren
des 20. Jahrhunderts wusste niemand, wie man sich die Entstehung von
Molekülen erklären konnte. Diracs Elektronentheorie lieferte
entscheidende Hinweise zur Lösung dieser Frage. Seine Theorie führte
auch zum Hinweis, dass es neben dem Elektron ein positiv geladenes Antiteilchen
geben müsse, was 1932 bestätigt wurde, als der Amerikaner
Carl Anderson das Positron entdeckte. Damit gilt Dirac als erster Physiker,
der die Existenz von Antimaterie vorhersagte. 1933 teilte sich Dirac
den Physiknobelpreis mit dem Österreicher Erwin Schrödinger.
Dirac, der den gleichen Lehrstuhl in Cambridge innehatte, wie vor ihm
Isaac Newton und nach ihm Stephen Hawking, war in vielfacher Hinsicht
richtungweisend. Er schuf den Begriff des „Bosons“, erfand
und formulierte Definitionen, die heute in der Hochenergiephysik verwendet
werden und schrieb erste Abhandlungen über eine Quantenphysik der
Schwerkraft.
Dirac war alles andere als redselig. Wenn man ihn etwas fragte, gab
er die kürzestmögliche Antwort. Ein Journalist fragte einmal,
ob man den Gegenstand seiner quantenphysikalischen Forschungen in wenigen
Worten erklären könne. Dirac antwortete nur mit „nein“.
Die Frage, ob er ins Kino gehe, beantwortete er einmal mit „ja“.
Die nachfolgende Frage „wann?“ quittierte er mit „1920,
vielleicht wieder 1930“. Nach einer Vorlesung pflegte Dirac zu
verkünden: „Noch Fragen?“ Ein Student sagte einmal,
dass er den Zusammenhang zwischen zwei Gleichungen nicht verstanden
habe. Darauf Dirac: „Das war keine Frage, sondern eine Feststellung.“
Der große Physiker Carl Friedrich von Weizsäcker zitierte
anlässlich Diracs Tod Goethe: „Bilde, Künstler, rede
nicht!“ Wissenschaft, meinte von Weizsäcker sinngemäß,
ist eine Kunstform, und Kunst redet nicht lange herum, sie führt
vor. In diesem Sinne war Dirac ein wortkarger Künstler der Wissenschaft.
Der große Schweiger Paul Dirac starb vor 25 Jahren, am 20. Oktober
1984 in Tallahassee (Florida).