Das Internet hat eine neue Form der Demokratie entstehen lassen, gewissermaßen
ein Projekt Demokratie 2.0, wobei ein Blick in die Geschichte notwendig
ist, um die Entwicklung zu verstehen.
Das Internet ist ein Kind des kalten Krieges. Die „Advanced Research
Project Agency” (ARPA) war eine wissenschaftliche Arbeitsgruppe
des amerikanischen Verteidigungsministeriums. Sie sollte in den Sechzigerjahren
ein unverwundbares Computernetz entwerfen, das immer funktionierte,
auch wenn Teile der Datennetze zerstört wären. Es sollte gewissermaßen
atomkriegstauglich sein. Im Herbst 1969, kurz nach der ersten Mondlandung,
wurde der erste große Testrechner an der Universität Kalifornien
in Betrieb genommen. Dieses ARPANET wuchs kontinuierlich. Anfänglich
gab es nur ein Datenprotokoll (eine Art Betriebssystem für den
Datentransport) namens „Network Control Protocol“. Allmählich
kamen neue Protokolle hinzu, darunter die heute üblichen Standards
wie etwa TCP/IP. Das ARPANET wurde zunächst nur vom Militär
genutzt, später durften auch die Universitäten mitmachen.
1984 kam die National Science Foundation (NSF) durch ihre Abteilung
"Advanced Scientific Computing" ins Spiel. Das Netz erhielt
dabei erstmal auch die Bezeichnung „Internet“.
Das „World Wide Web“ (www) ist nicht mit dem ursprünglichen
Internet identisch. Das „www“ wurde im „European Laboratory
for Particle Physics“ bei CERN in Genf entwickelt. Das Muttersystem
dieser Entwicklung war das CERNET, das dem ARPANET nachempfunden, aber
unter Verwendung neu entwickelter Programme benützerfreundlicher
war. Nach der Errichtung des Satellitenkanals „Satellit Communications
Project“ und der Übernahme der bei CERN entwickelten Standards
durch die Amerikaner bekam das Internet 1988 endgültig sein heutiges
Gesicht.
Der Begriff „Web 2.0“ wurde im Dezember 2003 in einer US-Fachzeitschrift
für Internetprogrammierer erstmals erwähnt. Offiziell wurde
der Ausdruck durch den irischen Computerfachmann Tim O’Reilly
in dem 2005 veröffentlichten Artikel „What ist Web 2.0?“
Es geht dabei um die Verwendung neuer Programmiertechniken, durch die
sich jeder Internetnutzer auch ohne großartige Fachkenntnisse
mittels Publikation von Texten, Fotos und Filmen aktiv einbringen kann.
Vor allem die junge Generation kennt Seiten wie Facebook, Twitter, Blogspot,
Flickr, YouTube, Vimeo und andere. Längst organisieren sich junge
Wilde und oppositionelle Gruppen wie etwa im Iran über das Internet
und versetzen totalitäre Politiker und nicht nur diese in Angst
und Schrecken. Web 2.0 hat dadurch eine Demokratie 2.0 ins Leben gerufen.
Die Entwicklung hat erst begonnen, sie ist nicht mehr aufzuhalten.