Seinen Kritikern hat Charles Darwin einmal ins Stammbuch geschrieben:
„Unwissenheit erzeugt viel häufiger Sicherheit als es das
Wissen tut. Es sind immer diejenigen, welche wenig wissen, und nicht
die, welche viel wissen, die behaupten, dass dieses oder jenes Problem
nie von den Wissenschaften werde gelöst werden können.“
Damit sprach Darwin bereits vor rund 150 Jahren ein Problem an, das
sich inzwischen verschärft hat. Es geht um die Wissensdistanz zwischen
den Fachleuten und dem Rest der Bevölkerung. Die Wissenschaften
haben im letzten Jahrzehnt generell zugelegt. Niemand kann heute –
im Gegensatz zu den vergangenen Jahrzehnten – stolz darauf sein,
rein gar nichts über Naturwissenschaften und Technik zu wissen.
Zum Bildungskanon zählen heute nicht nur Michelangelo, Mozart und
Molière sondern auch Mendel, Meitner und Monod. Wer in gebildeten
Kreisen angelsächsischer Länder nicht weiß, wofür
Einstein seinen Nobelpreis bekommen hat (es war nicht die Relativitätstheorie),
gilt als Hillbilly.
Es kann sich zwar jeder in führenden naturwissenschaftlichen Fachzeitschriften
(www.nature.com, www.sciencemag.org usw.) informieren, doch ohne fachliche
Ausbildung und Kenntnis der englischer Sprache bleiben Informationen
wie die folgende unzugänglich.
Die Fachzeitschrift „Genetics“ (www.genetics.org)
bringt in ihrer Jännernummer 2009 einen Bericht über „Molecular
population genetics and evolution of Drosophila meiosis genes“.
Darin geht es um „meiosis-related genes in Drosophila melanogaster
and Drosophila simulans“. Alles klar? Es handelt sich um zwei
Insektenarten, die vor rund zwei Millionen Jahren aus einem gemeinsamen
Vorfahren entstanden sind. Es werden dabei die genetisch nachweisbaren
Vorgänge beschrieben, die zu dieser Artentrennung geführt
haben. Tausende solcher Artikel gibt es, verstehen können sie nur
Biologen.
Der naturwissenschaftliche Unterricht sollte generell stärker
gefördert werden. Einerseits gab und gibt es in Österreichs
Schulen einschneidende Stundenkürzungen, andererseits zählen
naturwissenschaftliche Fächer, insbesondere Physik, nicht gerade
zu den Lieblingsfächern der Schülerinnen und Schüler.
Der naturwissenschaftliche Unterricht wird weltweit vorangetrieben,
vor allem in den angelsächsischen Ländern und in Fernost.
Wenn die durch überschätzte Wirtschaftsfachleute und die absurde
Gier übergeschnappter Investoren verschuldete Finanzkrise eines
Tages ausgestanden ist, brauchen wir viele junge Leute mit solider technisch-naturwissenschaftlicher
Ausbildung. Unsere Bildungspolitiker scheinen diese nötige Langfriststrategie
zurzeit eher nicht zu sehen.