Ideologien zählen zu den so genannten Glaubenssystemen. Deren
Inhalte kann man mit wissenschaftlichen Methoden nicht beweisen, man
muss an sie glauben. Glaube hat auch in Zeiten der Wissenschaften einen
Platz, es sei denn, er wird mit mörderischen Methoden an den Mann
beziehungsweise die Frau gebracht.
In Österreich ist faschistisches Gedankengut aufgrund leidvoller
Erfahrung offiziell verpönt, und das ist auch gut so. Der Ausdruck
Faschisten entstand zu Beginn des 20. Jahrhunderts und kommt aus Italien.
Die „Fasci di combattimento“ waren eine paramilitärische
Kampftruppe des Diktators Mussolini. In Deutschland nahm der Nationalismus,
und in der Folge der Nationalsozialismus an Stärke zu, nachdem
man das demütigende Friedensdiktat von Versailles nach dem ersten
Weltkrieg als Erniedrigung empfunden hatte. Relativ früh setzte
sich auf Befehl Stalins im Kommunismus der Ausdruck „Faschisten“
als Schimpfwort für alle politischen Menschen außerhalb des
Kommunismus durch, denn die Kommunisten fürchteten, dass es zu
einer Verwechslung der Begriffe „Sozialismus“ (als Vorstufe
des Kommunismus) und „Nationalsozialismus“ kommen könnte.
Antifaschisten sind also – historisch gesehen – Kommunisten.
Letztere Ideologie ist bekanntlich nur beschränkt menschenfreundlich,
vor allem, wenn man die rund 100 Millionen Menschenleben in Rechnung
stellt, die dem Kommunismus zum Opfer gefallen sind.
Österreichs Faschismusjäger des 21. Jahrhunderts sind furchtlose
Krieger. Sie jagen zurzeit Mitarbeiter des dritten Nationalratspräsidenten,
weil sie als Jugendliche angeblich rechtsradikale Artikel bestellt haben.
Dies soll in keiner Weise verniedlicht werden, aber wir sollten die
Kirche im Dorf lassen, denn eine obszöne Affäre ist bis heute
historisch nicht aufgearbeitet. 1970 hatte der verstorbene „Nazijäger“
Simon Wiesenthal zu Recht kritisiert, dass in Kreiskys SPÖ-Minderheitsregierung
vier ehemalige Nazis saßen. Wenige Jahre später präsentierte
Wiesenthal Materialien über die SS-Mitgliedschaft des damaligen
FPÖ-Obmannes Friedrich Peter. Da Kreisky zu jener Zeit politische
Kontakte zur FPÖ geknüpft hatte, rächte er sich am Juden
Wiesenthal, indem er öffentlich argwöhnte, er (Wiesenthal)
sei ein Nazi-Kollaborateur gewesen. Diese Verleumdung wird von Kreisky-Bewunderern
beharrlich verdrängt, zumal heute noch ehemalige führende
Genossen, wie etwa unser Bundespräsident, in Amt und Würden
sind.
Kreisky zog seine Aussage zunächst widerwillig zurück, wiederholte
sie aber später und wurde zu einer hohen Geldstrafe verurteilt.
Diese Sache ist fast vergessen, aber wie ist die Lage heute?