Das Zauberwort der Schulreform lautet „Gesamtschule“. Alle
Schüler von sechs bis vierzehn sollen „gemeinsam“ einen
einheitlichen Schultypus besuchen. Das sei angeblich gerecht. Wie gerecht
die vierjährige (Gesamt-)Volksschule tatsächlich ist, haben
die letzten internationalen Vergleichstests in den Bereichen Lesen,
Rechnen und Naturwissenschaften gezeigt. Die österreichischen Volksschulen
(sie bilden immerhin eine vierjährige Gesamtschule!) zeigen eine
geradezu enorme Bandbreite. Es ist gewissermaßen alles da von
der 3. Landesliga bis zur Champions League. Das soll „gemeinsam“
sein?
Unterrichtsministerin Schmied hat inzwischen richtig erkannt, dass
man an vielen Rädchen drehen muss. Die Einführung der Gesamtschule
bis zum vierzehnten Lebensjahr dürfte vorerst vom Tisch sein. An
welchen Rädern müsste man also drehen? Es seien hier einige
Schalter genannt, die in ideologischen Clubs noch Tabustatus genießen.
Zunächst muss den wenigen Problemlehrern, die es leider gibt, ein
ehrenvoller Berufswechsel ermöglicht werden. Die Pragmatisierung
(Unkündbarkeit) verhindert das. Ein unfähiger Lehrer kann
in kurzer Zeit das ruinieren, was drei Lehrer zuvor aufgebaut haben.
Das gleiche gilt für Schüler. Ein erstaunlich hoher Anteil
von Schülerinnen und Schülern ist überzeugt, in die falsche
Schule zu gehen.
Kleinere Klassen sind in Zeiten, in denen sich ein Teil der Jugend
wegen des Gebrauchs elektronischer Medien (Mobiltelefon, MP3-Player,
Internet usw.) in autistische Zappelwesen verwandelt, sehr wichtig.
In einer Klasse von dreißig Vierzehnjährigen – davon
zehn hyperaktive Dauersprechkünstler mit massiven Konzentrationsproblemen
- ist ein geregelter Unterricht nur noch schwer möglich.
Das größte Rad, an dem alle drehen müssen, ist die
unterschwellige Bildungsfeindlichkeit, denn diese ist die Hauptursache
für die auffallenden Streuungen bei Schülervergleichen. Wenn
immer noch von „verstaubten Lehrplänen“ geschwafelt
wird, oder von (nivellierenden) „Bildungsstandards“ die
Rede ist, dann verbirgt sich hinter diesen Forderungen akute Bildungsfeindlichkeit.
Auch die gepriesene „Kuschelpädagogik“ (von angeblich
sensiblen Schülern nur ja nichts fordern!) ist ungerecht, weil
jede Nivellierung nach unten die bildungsfernen und schwachen Schüler
veranlasst, im Gegensatz zu den leistungstarken Schülern jegliche
Arbeitssverweigerung zu vertiefen.
Unfähige Lehrer rausloben, Stundenkürzungen zurücknehmen,
die Sprachausbildung ausweiten, die Klassen verkleinern und dem abseitigen
bildungsfeindlichen Geschwätz endlich eine Ende bereiten, dann
feiern Gerechtigkeit und Niveau im Bildungssystem eine Auferstehung.