Wenn Sie noch nie ein Sachbuch gelesen haben, dann sollten Sie das
Buch lesen. Wenn Sie so viele Sachbücher gelesen haben, dass sie
beschlossen haben, nur noch Belletristik zu konsumieren, dann sollten
Sie ebenfalls dieses Buch lesen. Wenn Sie ein Buch über Naturwissenschaften
lesen wollen, aber Angst vor der Materie haben, sollten Sie das Buch
lesen, und wenn Sie der Meinung sind, es sei hoch an der Zeit ein witziges
Buch zu lesen, dann liegen Sie bei dem Buch erst recht richtig.
Die Rede ist von dem mehrfach ausgezeichneten Werk von Bill Bryson
„Eine kurze Geschichte von fast allem“ erschienen als Spiegel
Edition. (Original: „A Short History of Nearly Everything“,
Broadway Books New York). Bryson ist Amerikaner, der sich in England
niedergelassen hat und dabei schnell den typisch schrägen britischen
Humor assimiliert haben dürfte. Irgendwann begann Bryson sich für
Naturwissenschaften zu interessieren. Er nervte jahrelang mehr oder
weniger berühmte Leute mit seinen Fragen und fabrizierte aus den
Antworten sein Buch.
Die Naturwissenschaften und ihre Betreiber, die Naturwissenschafter,
haben erwiesenermaßen einen fragwürdigen Ruf. Naturwissenschaften
haben auch etwas mit Mathematik zu tun, und das ist für eine oberflächliche
Gesellschaft, in der eine Million viel und eine Milliarde ein wenig
mehr ist, ziemlich anstrengend. Naturwissenschafter sind außerdem
merkwürdige Kerle, wie jedermann weiß. Daniel Düsentrieb,
Viktor Frankenstein und der geniale Schurke Dr. Mabuse sind klassische
Vorbilder: versponnen, durchgeknallt oder kriminell. Das Witzige an
Brysons Buch besteht nun darin, dass an den vielen Biologen, Physikern
und Chemikern, die erwähnt werden, tatsächlich jeweils eine
bizarre Seite bloßgelegt wird und der schwarze Humor dabei nicht
zu kurz kommt. Über den schwedischen Chemiker Karl Scheele schreibt
Bryson beispielsweise: „Scheele hatte eine nennenswerte Schwäche:
Er bestand darauf, den Geschmack aller Substanzen festzustellen, mit
denen er arbeitete … Im Jahre 1786 – er war erst 43 Jahre
alt – fand man ihn tot an seinem Arbeitstisch auf, umgeben von
verschiedenen giftigen Chemikalien, von denen jede einzelne die Ursache
für den verblüfften, endzeitlichen Ausdruck auf seinem Gesicht
sein konnte.“
Brysons Buch ist auch deshalb interessant, weil es viele Irrwege aufzeigt,
die beschritten wurden, bis eine plausible Theorie für ein Naturphänomen
gefunden werden konnte. Sie möchten zu Weihnachten ein interessantes
Buch verschenken? Dann schenken Sie „Eine kurze Geschichte von
fast allem“. Kaufen Sie am besten gleich zwei Bücher. Eines
zum Schenken und eines für den eigenen Bücherschrank.