Der deutsche Kernphysiker Klaus Fuchs (1911 – 1988) lebte in
Eisenach und trat früh der sozialistischen Arbeiterjugend bei.
Später studierte er Mathematik und wurde Mitglied der Kommunistischen
Partei Deutschlands. Er wurde politisch verfolgt, emigrierte 1933 nach
England und schloss dort ein Physikstudium ab. Zwischen 1937 und 1941
fand er den Weg zur Atomphysik. Nachdem er 1942 britischer Staatsbürger
geworden war, übersiedelte er nach New York. Kurz darauf wurde
er als Atomexperte in das Forschungsteam nach Los Alamos geholt.
Nach dem Krieg wurde Fuchs als kommunistischer Spion enttarnt. Er hatte
jahrelang die Baupläne der Atombomben aus Los Alamos geschmuggelt
und den Sowjets geliefert. Der zweite Spion, Theodore Hall, flog erst
später auf. Fuchs wurde nach seiner vierzehnjährigen Haftstrafe
in die DDR abgeschoben und bekam eine leitende Stelle im ostdeutschen
Kernforschungszentrum. Fuchs hatte großen Einfluss auf die Atomforschung
im gesamten Ostblock. Seine Spionagetätigkeit verkürzte zudem
die Entwicklungszeit der kommunistischen Bombe um Jahre.
Die Sowjets konnten ihr gesamtes Atomprogramm relativ rasch entwickeln,
weil sie über hervorragende Agenten verfügten, die sie über
das deutsche Uranprojekt und das Manhattanprojekt der Amerikaner genau
informierten. Das sowjetische Atombombenprojekt begann Mitte der Dreißigerjahre
und wurde ab 1941 vom legendären russischen Physiker Igor Kurtschatow
geleitet. Die Zündung der drei amerikanischen Atombomben 1945 war
für den sowjetischen Geheimdienst NKWD keine Überraschung.
Die Zündung der ersten russischen Atombombe am 29. August 1949
im Atomwaffentestgelände Semipalatinsk war für die Amerikaner
aber ein Schock. Von da an war der Weg frei zur Entwicklung der Wasserstoffbombe.
Diese hat die etwa zehn bis hundertfache Sprengkraft einer „kleinen“
Hiroschima- oder Nagasakibombe.
Das „Gleichgewicht des Schreckens“ bewirkte eine politische
und nukleare Patt-Situation. Sowohl die Amerikaner als auch die Sowjets
wussten, dass derjenige, der als erster den auf den atomaren Knopf drückt,
als zweiter stirbt. Ein atomarer Weltkrieg würde die Erde zu einem
toten Planeten machen. Plötzlich wurde dieses Gleichgewicht labil,
als am 16. Oktober 1964 China in der Provinz Sinkiang-Uigur ihre erste
Atombombe zündete. Diese chinesische Bombe war eine Folge einer
Industrierevolution, die Mao Tse Tung befohlen hatte, nachdem der Koreakrieg
nicht zu seiner Zufriedenheit beendet worden war. Zunächst hatte
China gehofft, die Sowjetunion würde dem kommunistischen Bruderstaat
die Atombombe geben, doch die Sowjets dachten gar nicht daran. Also
befahl Mao deren Entwicklung.