Wenn man Menschen auf der Straße befragt, wie viele Bundesländer
Österreich hat, oder gar, welches Bundesland zwischen Tirol und
Oberösterreich liegt, kann man Überraschungen erleben. Ähnlich
erging es einem Reporter, der in Deutschland nach wenigstens drei neuen
Bundesländern fragte. Nicht genug damit. Viele junge Menschen können
trotz oder gerade wegen des beinahe schon unerträglichen Medientrommelfeuers
zwischen Realität und Utopie nicht mehr unterscheiden. In Großbritannien
glaubt jeder Vierte, dass der ehemalige Kriegs-Premierminister Winston
Churchill eine Sagenfigur ist. Dagegen ist mehr als die Hälfte
der Menschen überzeugt, die Romanfigur Sherlock Holmes habe tatsächlich
gelebt. Etwa die Hälfte der Befragten hält den historischen
König Richard I (Löwenherz) irrtümlich für eine
Märchenfigur, während die Sagengestalt des Königs Artus
von einer Mehrheit der Bevölkerung für eine historische Person
gehalten wird.
Wenn Lehrer im Physik-Unterricht verkünden, dass die heutigen
Generationen vielleicht eine bemannte Marslandung erleben werden, schütteln
einige Schüler den Kopf. Schließlich haben sie in einem Film
gesehen, wie der Raumfrachter „Nostromo“ von den „Salomonen“
zur Erde unterwegs war und die Besatzung von einem Außerirdischen
massakriert wurde.
Apropos Physikunterricht. Die Zeitschrift „Physik heute“
brachte bereits 1996 erschreckende Zahlen. Schülerinnen und Schüler
waren gebeten worden, ihre unbeliebten Fächer zu nennen. 61 % der
Mädchen nennen Physik als ungeliebtes Fach. Nur 3,5% der Mädchen
ist positiv zum Fach Physik eingestellt. Sogar die Buben lieferten miserable
Ergebnisse. Die Deutsche Physikalische Gesellschaft (DPG) stellt erst
vor kurzem der Ausbildung von Physiklehrern und dem Physikunterricht
an den deutschen Schulen ein schlechtes Zeugnis aus. Auch in Österreich
ist die Situation nicht anders. Eine Verbesserung der Didaktik ist hier
dringend gefragt, wenn die Abwanderung aus den (harten) naturwissenschaftlich-technischen
Studienrichtun-gen gestoppt werden soll.
Zurzeit wird diskutiert, ob die „neue Mittelschule“ und
die „gemeinsame“ Lehrerausbildung von Vorteil seien. Die
Debatte ist insoferne oberflächlich als konkrete Lerninhalte und
Bildungsziele nach wie vor schlampig diskutiert werden. Es wird immer
noch zu wenig betont, dass Wissensvermittlung in einer Welt der Medienüberflutung
etwas anderes ist als noch vor einer Generation. Bildung wird wegen
der Wissensfülle immer mehr zu einer Anleitung zur Weiterbildung
und Freude an der geistigen Leistung. Bildung hört längst
nicht mehr mit dem Schulabschluss auf. Bildungerwerb stellt einen Wert
dar - bis ins hohe Alter.