Der italienische Astronom und Mathematiker Galileo Galilei soll im
Vatikan ein Denkmal erhalten. Ausgerechnet der Begründer der modernen
Wissenschaften, dem die Inquisition 1633 den Prozess gemacht und zu
Hausarrest verurteilt hatte, erhält nun eine späte Ehre.
Der Galilei-Prozess war von den Dominikanern – das war im 17.
Jahrhundert der Orden der Inquisition – angestrengt worden. Galilei
hatte die Ideen des Nikolaus Kopernikus, wonach sich die Erde um die
Sonne dreht, nicht nur vertreten. Er war einen Schritt weiter gegangen
und behauptete, Kopernikus’ Thesen mit Hilfe seines Fernrohres
auch beweisen zu können. Nun gibt es in der Bibel nirgendwo einen
Hinweis darauf, wie unsere Welt im Innersten funktioniert, denn die
Bibel ist kein naturwissenschaftliches Lehrbuch. Das haben Theologen
wie etwa Thomas von Aquin (1224 - 1274) früh erkannt und die Lehren
des Philosophen Aristoteles als eine Art naturwissenschaftlichen Katechismus
in die Kirche eingeführt. Galileis Lehre widersprach nicht den
Glaubensinhalten der Kirche, sondern den Lehren des Aristoteles, und
das reichte damals aus, um die Inquisition auf den Plan zu rufen. Der
Prozess gegen Galilei fand im Dreißigjährigen Krieg statt,
Papst Urban VIII wollte die Causa rasch vom Tisch haben. Galilei musste
seiner neuen Lehre abschwören um dem Gefängnis zu entgehen
und nicht dem „Scheiterhaufen“, wie der ORF schlampig berichtete.
Die Wissenschaften kümmerte der Fall Galilei nur marginal, denn
wissenschaftliche Theorien entstehen und wachsen weder durch Mehrheitsbeschlüsse
noch Dekrete, sondern mittels anderer Methoden. Im Laufe der Jahrhunderte
kam es immer wieder zu Scharmützeln zwischen den Wissenschaften
und der katholischen Kirche. Einen letzten Höhepunkt erreichte
der Kampf mit dem „Syllabus Errorum“, einer Streitschrift
von Papst Pius IX, die sich unter anderen gegen die im 19. Jahrhundert
aufstrebenden Wissenschaften richtete. Das war sogar den kirchentreuen
Habsburgern nicht mehr geheuer. Sie verweigerten dem Papst die Hilfe,
als italienische Truppen dem Kirchenstaat ein Ende bereiteten.
Papst Benedikt XVI, unverkennbar ein Mann der Universität, scheint
nun eine Kehrtwende einzuleiten. Das Denkmal für den 1992 rehabilitierten
Astronomen Galilei und das wiederkehrende päpstliche Thema, wonach
Glaube und Vernunft vereinbar seien, kann als Versuch eines langfristigen
Friedensschlusses gedeutet werden. Dauer und Ausgang dieser Entwicklung
sind noch offen. Äußerungen hoher Kirchenvertreter, dass
bestimmte Theorien der modernen Biologie zu den Ideologien, nicht aber
zu den Wissenschaften zählen, sind dabei nicht hilfreich.