Welt der Naturwissenschaften
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20. April 2024


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ROGER BACON


Der Franziskanermönch und Naturphilosoph Roger Bacon lebte wahrscheinlich von 1220 bis 1292. Genauere Daten sind nicht bekannt. Er war einer der ersten, der empirische Methoden in den Wissenschaften propagierte. Nachdenken und meditieren war für Bacon eine gute Sache, aber zum Wissenserwerb allein taugte das nicht. Roger Bacon studierte an der Universität Oxford und hielt dort Vorlesungen. Er ging für einige Jahre nach Paris, das damals eines der großen Gelehrtenzentren Europas war. Später studierte er Mathematik, Astronomie, Alchemie und Optik.

Bis zum Hochmittelalter war es in der Kirche üblich, nur die Inhalte der Bibel zu lehren. Die Entdeckung von Ländern und exotischen Tieren, die nicht in der Bibel verzeichnet sind, machte es aber erforderlich, die Lehre der Kirche durch Philosophen wie Aristoteles, zu ergänzen. Zur Zeit von Bacon begannen die Menschen allmählich, sich ihres freien Geistes zu entsinnen. Die Morgendämmerung der Renaissance kündigte sich an.

Gefährliche Lehren

Bacon dachte nicht daran, sich an vorgegebene Texte zu halten. Er verabscheute den kirchlichen "Mainstream". Er kehrte von England nach Paris zurück, trat in den Franziskanerorden ein und geriet bald in Verdacht, "gefährliche Lehren" zu verbreiten. Bacon war dadurch eines der ersten Opfer der auch heute wieder grassierenden "Cancel Culture".

Der "Doctor mirabilis", wie er genannt wurde, hatte sich gegen die herrschende Scholastik gestellt. Dabei handelt es sich um ein von den Schriften des Aristoteles ausgehendes wenig wissenschaftliches Verfahren zur Klärung offener Fragen. Bacon hatte sich im Gegensatz dazu durch die Lektüre arabischer und griechischer Autoren sowie durch eigene Beobachtungen ein umfangreiches Wissen angeeignet. Er versuchte, eine neue Erfahrungsphilosophie zu etablieren, die  der Scholastik entgegengesetzt war. Bacon wies auch nach, dass das Geburtsjahr von Jesus Christus falsch berechnet worden war. Zudem entdeckte er im julianischen Kalender einen Fehler, der erst drei Jahrhunderte später behoben wurde.

Leben im Kerker

All das konnte damals nicht geduldet werden. 1272 stellte Bacon das Werk "Compendium studii philosophiae" fertig, in dem er die kirchliche Theologie und auch die grassierende Korruption kritisierte. Bacon wurde nach mehreren Verwarnungen von der Inquisition inhaftiert und gefoltert. Er starb zwar in Freiheit, aber die Hälfte seines Lebens hatte er im Kerker zugebracht, dem er nur durch Fürsprache einflussreicher Theologen entkommen war. Bacons "Verbrechen" hatte darin bestanden, seiner Zeit voraus zu sein.



© 2021 Rudolf Öller, Bregenz  [/2021/roe_2126]


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Trofim Denissowitsch Lyssenko
1898-1976)
darf als Beispiel dafür dienen, dass es auch unter den Wissenschaftlern Verrückte, Intriganten und Unterstützer von Massenmördern (Stalin) gab und gibt.

Silvia liest

Rudolf Oeller:

"Theke, Antitheke, Syntheke"
(Thriller über eine tragikomische Stammtischrunde auf dem Weg in den Tod)
Verlag novum, Zürich. ISBN 978-3-99130-025-0

"Wir waren eine großartige Bande von Stammtischbrüdern an der deutsch-österreichischen Grenze, auch zwei Stammtischschwestern waren dabei. Wir pfiffen auf alle Corona-Bestimmungen und trafen uns an jedem Freitag – eine verschworene Truppe, fast schon ein Dream Team. Drink Team trifft es allerdings besser. Voll Hoffnung starteten wir ins Coronajahr 2020, am Ende wurde es eine teils fröhliche, teils depressive Reise in den kollektiven Tod."

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