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28. März 2024


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JACK STEINBERGER


Elementarteilchen sind so winzig, dass sie kein Mikroskop der Welt sichtbar machen kann. Nur ihre Spuren kann man verfolgen, aber auch das ist schwierig. Je kleiner die Teilchen, desto höhere Energien sind zu ihrer Suche nötig. Von allen Teilchen sind die Neutrinos besonders mühsam nachzuweisen. Der österreichische Physiker Wolfgang Pauli hat die Existenz von Neutrinos 1930 vermutet und diese These in einem Brief an die Mitglieder einer Tagung über Atomphysik in Tübingen mitgeteilt. Der Brief enthält die Anrede „Liebe Radioaktive Damen und Herren“.

Inzwischen wurden mehrere Nobelpreise für die Neutrinoforschung vergeben. Der bemerkenswerteste Nobelpreisträger ist Jack Steinberger (1921 - 2020). Er wurde als Hans Jakob Steinberger in einer jüdischen Familie in Deutschland geboren. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten schickten die Eltern ihn und einen Bruder mit Hilfe einer karitativen Organisation in die USA. Die Eltern und ein weiterer Bruder konnten später fliehen.

Jack studierte nach Abschluss einer High School zunächst Chemie, begann sich aber immer stärker für Physik zu interessieren. 1942 erwarb er den Physik-Bachelor. Während des Weltkriegs arbeitete er am renommierten MIT in Boston. Der junge Jack beschäftigte sich damals, so wie viele andere Jugendliche, mit revolutionären Ideen. Er kam dadurch auf das Radar des FBI, das ihn für einen Kommunisten hielt. Der Verdacht blieb haften, als er eine Mitarbeit am Atombombenprojekt ablehnte.

Nobelpreis

1948 promovierte Steinberger beim berühmten Enrico Fermi. Danach wechselte er von der theoretischen Physik zur experimentellen Teilchenphysik. Hier war er so erfolgreich, dass er bald eine Professorenstelle erhielt. 1962 gelang Jack Steinberger am „Brookhaven National Laboratory“ in Zusammenarbeit mit zwei weiteren Physikern ein legendäres Experiment, das ihm 1988 den Physiknobelpreis brachte. Es konnte den Beweis erbringen, dass es zumindest zwei Neutrino-Arten gibt. Seinen Preis stiftete Steinberger aus Dankbarkeit seiner „New Trier High School“.

CERN

Steinberger kehrte später nach Europa zurück, wo er am aufstrebenden CERN in Genf forschte und eine Reihe bedeutender Experimente auf dem Gebiet der Teilchenphysik leitete. 1986 ging er am CERN offiziell in den Ruhestand, arbeitete dort aber weiter. Steinberger kannte die größten Teilchenbeschleuniger der Welt und schlug den Mitarbeitern regelmäßig neue Experimente vor. Er war einer der bedeutendsten Teilchenphysiker des 20. Jahrhunderts. Trotzdem blieb er ein herzlicher und bescheidener Mensch.

Jack Steinberger starb am 12. Dezember 2020 in Genf. Er wäre am 25. Mai dieses Jahres 100 Jahre alt geworden.



© 2021 Rudolf Öller, Bregenz  [/2021/roe_2123]


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(1821-1894)
war Arzt, Physiologe, Physiker, Philosoph, kurzum ein Universalgelehrter, wie es ihn heute nicht mehr gibt. Er war in der Medizin, in der Physik und in der Biologie zu Hause. Respekt!

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Rudolf Oeller:

"Theke, Antitheke, Syntheke"
(Thriller über eine tragikomische Stammtischrunde auf dem Weg in den Tod)
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"Wir waren eine großartige Bande von Stammtischbrüdern an der deutsch-österreichischen Grenze, auch zwei Stammtischschwestern waren dabei. Wir pfiffen auf alle Corona-Bestimmungen und trafen uns an jedem Freitag – eine verschworene Truppe, fast schon ein Dream Team. Drink Team trifft es allerdings besser. Voll Hoffnung starteten wir ins Coronajahr 2020, am Ende wurde es eine teils fröhliche, teils depressive Reise in den kollektiven Tod."

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