Welt der Naturwissenschaften
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PLANWIRTSCHAFT |
Die schlimmsten staatlichen Einflüsse im Bereich der Wissenschaften sind in Diktaturen zu beobachten. Im Nationalsozialismus wurden unliebsame Wissenschaftler – nicht nur Juden - vertrieben. Lise Meitner, die Mitentdeckerin der Atomkernspaltung, ist nur ein Beispiel von vielen. Wissenschaftlern in der Sowjetunion ging es noch schlechter. Den hervorragenden Botaniker Nikolai Wawilow ließ Stalin im Gefängnis verhungern. Wawilow vertrat Theorien, die heute außer Streit stehen. In westlichen Demokratien müssen Wissenschaftler nicht mehr um ihr Leben fürchten, aber auch hier ist der direkte Einfluss des Staates nachteilig. Der britische Nobelpreisträger Joseph John Thomson hatte in seinem Labor das Elektron entdeckt. Beamte, die ihn zuvor besucht hatten, gaben Thomson den Rat, sich doch endlich mit nützlichen Dingen zu beschäftigen. Das veranlasste Thomson zum Kommentar: „Hätten Regierungslaboratorien bereits in der Steinzeit gearbeitet, wir hätten wunderbare Steinbeile, niemand hätte jedoch die Metalle entdeckt.“ Einer der ganz wenigen muslimischen Nobelpreisträger, der Ägypter Ahmed Zewail, kam vor zwanzig Jahren aus den USA in seine Heimat Ägypten und scheiterte beim Versuch, ein Wissenschaftszentrum in Kairo zu gründen. Freie Wissenschaften haben es auch im Islam schwer. Koboldium Der Staatseinfluss ist besonders schlimm, wenn er Wissenschaft und Wirtschaft gleichzeitig betrifft. Wir nehmen an, irgendwo sei eine neue Möglichkeit für die Verwendung des fiktiven Elements Koboldium entstanden, oder es sei eine der Quellen für Koboldium versiegt. Aus beiden Gründen käme es zu Verknappungen. Die Koboldiumindustrie muss nun mit dem Element sparsamer umgehen. Es ist nicht notwendig zu erkennen, wodurch die steigende Nachfrage entstanden ist. Wenn nur einige Firmen oder Konzerne um die neue Nachfrage wissen und Vorräte umleiten, und wenn die Manager, die sich der neuen Lücke bewusst sind, es wiederum von anderen Quellen ersetzen, so wird sich dieser Effekt rasch durch das weltweite Wirtschaftssystem hindurch verbreiten. Das wird nicht nur die Verwendung von Koboldium betreffen, sondern auch seine Ersatzstoffe. Alles das passiert, ohne dass die Mehrheit der Unternehmer irgendetwas über den ursprünglichen Grund für die Veränderungen weiß. In Planwirtschaften fehlt diese Methode, Wissen zu erzeugen und zu verbreiten, und außer Ökonomen und Wissenschaftlern kann das dort auch niemand verstehen. Das ist nicht nur ein Problem in Planwirtschaften, sondern auch in der Privatwirtschaft, wenn der Staat Marktsignale verfälscht. Planende staatliche Regulierungen in Wissenschaft und Wirtschaft sind teuer und gehen fast immer schief. Dieser Aufsatz ist nicht in den Vorarlberger Nachrichten erschienen. |
© 2021 Rudolf Öller, Bregenz [/2021/roe_2120] |
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