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DER WASSERDOKTOR


Der katholische Priester Sebastian Anton Kneipp (1821 – 1897) wird heute als Kaltwasser-Therapeut und Naturheilkundler allgemein anerkannt. Bekannt wurde der „Wasserdoktor“ und „Kräuterpfarrer“ auch durch einen jahrelangen Streit mit etablierten Ärzten und Apothekern, an dem sich sogar der Papst beteiligte.

Sebastian Kneipp wurde 1821 in ärmlichen Verhältnissen in Stephansried (heute Ottobeuren in Bayern) geboren. Kneipp entwickelte schon früh den Wunsch, Geistlicher zu werden. Dr. Matthias Merkle, ein Verwandter, sowie der Ortspfarrer und Botaniker Christoph Ludwig Koeberlin unterstützen ihn in der Verwirklichung seines Wunsches. Sie lehrten ihn Latein und begeisterten ihn für die Pflanzenheilkunde. 1844 zog Kneipp nach Dillingen, wo er ein Gymnasium besuchen durfte. Bereits nach vier Jahren schloss er mit dem Abitur ab, obwohl er an Tuberkulose erkrankt war. Kneipp begann Theologie zu studieren, doch die Erkrankung machte ihm zu schaffen. Durch Zufall entdeckte er das Buch „Unterricht von Krafft und Würkung des frischen Wassers in die Leiber der Menschen“. Daraufhin badete Kneipp mehrmals wöchentlich, darunter auch einige Male in der eiskalten Donau bei Dillingen. Er übergoss sich zu Hause mit Wasser und wurde nach eigenen Angaben wieder gesund.

1852 erhielt Sebastian Kneipp im Augsburger Dom die Priesterweihe. In drei Pfarreien in Bayern, in denen er als Kaplan wirkte, führte er Kaltwassertherapien durch, was sich rasch herumsprach. Bereits 1853 kam es zur ersten Anzeige wegen Kurpfuscherei. Kaplan Kneipp hatte eine cholerakranke Magd mit heißen Wickeln behandelt. Er kam vor ein Gericht und wurde zu einer Buße von zwei Gulden verurteilt.

1854 klagte ein Apotheker wegen „Gewerbebeeinträchtigung und Schädigung“. Kneipp verteidigte sich mit der Aussage, er habe stets nur Menschen geholfen, die nach jahrelanger Behandlung bei Ärzten und Apothekern keine Hilfe gefunden oder die kein Geld gehabt hätten, sich einen Arzt zu leisten.

1855 wurde Kneipp Beichtvater im Dominikanerinnenkloster in Wörishofen. Kneipp ließ dort eine Kirche renovieren, entwickelte ein Entwässerungssystem für die Wiesen und baute den Landwirtschaftsbetrieb des Klosters neu auf. Im Laufe der Zeit kamen immer mehr hilfesuchende Kranke nach Wörishofen, darunter auch aus wohlhabenderen Kreisen der Bevölkerung. Wörishofen blühte auf, und Kneipp wurde berühmt. Trotzdem gingen die Vorwürfe wegen „Kurpfuscherei“ nicht zurück. 1893 sprach Papst Leo XIII ein Machtwort und ernannte Kneipp zum Päpstlichen Geheimkämmerer. Kneipp reiste sogar nach Rom und erhielt eine Audienz.

Sebastian Kneipps Geburtstag jährt sich am 17. Mai 2021 zum zweihundertsten Mal.


Das ist der letzte Aufsatz, der in den Vorarlberger Nachrichten erschienen ist.



© 2021 Rudolf Öller, Bregenz  [/2021/roe_2118]


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