Welt der Naturwissenschaften
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DER REICHSTAG |
Carlos I., König von Kastilien, erbte 1519 das Erzherzogtum Österreich und wurde 1520 im Kaiserdom zu Aachen durch Erzbischof Hermann von Wied zum römisch-deutschen König Karl V. gekrönt. Zusätzlich bekam er den Titel „erwählter Kaiser des Heiligen Römischen Reiches“. Wenige Tage nach der Krönung begab sich der Kaiser nach Worms am Rhein. Karl V. war erst 21 Jahre alt und somit politisch unerfahren, als der Reichstag zu Worms am 27. Jänner 1521 begann und vier Monate dauern sollte. Der Kaiser stammte zwar aus dem Hause Habsburg, seine Muttersprache aber war Spanisch. In Deutschland benötigte er einen Übersetzer. Es sollen sich damals mehr als 10.000 Gäste in Worms aufgehalten haben, darunter über 200 Fürsten und Grafen sowie Botschafter, Räte, Geistliche, Ritter, Knechte und Prostituierte. Die hohe Zahl der Besucher bildete eine logistische Herausforderung, hatte aber ein gutes Geschäft zur Folge. Es gab in Worms mehrere Tagesordnungspunkte. Besonders dringlich erschien die Reichsmatrikelordnung, eine neue Regelung, mit der das Reich finanziert werden sollte. Anlass für die Neuordnung war die türkische Bedrohung und die notwendige Finanzierung von Soldaten. Martin Luther Ein weiteres wichtiges Thema bildete der Fall Martin Luther, der zuvor mit seinen „95 Thesen“ Aufsehen erregt hatte. Martin Luther stellte einige Punkte der Machtausübung des Papstes und den verhassten Ablasshandel als eine wirtschaftliche Grundlage der Kirche in Frage. Erasmus von Rotterdam formulierte das bissig: „Luther habe gesündigt, weil er dem Papst an die Krone und den Mönchen an den Bauch gegriffen habe.“ Luthers Freunde rieten von einer Reise nach Worms ab, weil sie um sein Leben fürchteten. Tatsächlich bedroht fühlte sich nur der päpstliche Nuntius beim König, Kardinal Hieronimus Aleander, denn das Volk war auf Luthers Seite. Martin Luther wurde nach seiner Ankunft in Worms vorgeladen und vor 500 Jahren, am 17. und 18. April 1521, vor dem Kaiser verhört. Nach mehreren Drohungen folgte Luthers berühmter Satz „Daher kann und will ich nichts widerrufen, weil gegen das Gewissen etwas zu tun weder sicher noch heilsam ist. Gott helfe mir, Amen!“ Der Rest ist Geschichte. Spaltung und Mainstream Luther hat sich vor 500 Jahren mit Hilfe von Gleichgesinnten gegen den „Mainstream“ gestemmt. Die neue Technik des Buchdrucks war ihm damals behilflich. Heute ist es das Internet, das die Vielfalt der Meinungen - im Guten wie im Schlechten - offenlegt. Die so genannte „Spaltung“ der Gesellschaft hat es immer schon gegeben. Durch neue Techniken und durch Männer wie Luther wurde und wird sie nicht erzeugt, sondern nur sichtbar gemacht. Jeder Mainstream ist nur vorübergehend. |
© 2021 Rudolf Öller, Bregenz [/2021/roe_2115] |
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