Der Star Wars-Film "Return of the Jedi" von 1983 ist bei der Generation 30+ bis 70- so bekannt und beliebt, dass es erlaubt sei, meinen Titel "Die Rückkehr der Ketzer" heute ausnahmsweise auf Neudeutsch zu präsentieren.
Dr. Konrad Paul Liessmann ist Professor für Methoden der Vermittlung von Philosophie und Ethik an der Universität Wien. Seine Bücher und Aufsätze sind fast ausnahmslos thematische Volltreffer, sein Artikel "Wir fallen in Fragen der Meinungsfreiheit hinter die Errungenschaften des 19. Jahrhunderts zurück" (erschienen Mitte August dieses Jahres in der Neuen Zürcher Zeitung) ist so scharfzüngig ausgefallen, dass er einer Erwähnung wert ist. Liessmann bezieht sich auf den britischen Philosophen, Politiker und Ökonomen John Stuart Mill (1806 – 1873), dem die Meinungsfreiheit über alles ging. Mill hat versucht, eine radikale Auffassung von Meinungsfreiheit zu verteidigen, die auch noch die unsinnigsten Behauptungen einbezog.
Diese Form von Meinungsfreiheit wurde durch die "political correctness" zu Grabe getragen. Ein einziges "falsches" Wort, ein simples Meinungsdelikt, genügt schon, um eine Politikerkarriere zu ruinieren. In diesem Zusammenhang weist Liessmann darauf hin, dass heute manche Debatten gar nicht mehr geführt werden, weil sich fast alle Ideologen im Besitz der absoluten Wahrheit wähnen. Dazu Liessmann: "Jede Unterbindung einer Erörterung ist eine Anmaßung von Unfehlbarkeit. Wäre dies nicht der Fall, müsste man zugestehen, dass man andere Meinungen aus Gründen der Macht, der Eitelkeit, der Feigheit oder der Unduldsamkeit nicht zulassen … will. Da wir diese niederen Motive den Hütern unserer Meinungsmoral nicht unterstellen wollen, bleibt nur die Unfehlbarkeit, die nun zu einem flächendeckenden Phänomen wird."
Wir sollten es besser wissen. Wenn die Wissenschaften uns etwas gelehrt haben, dann war das die Abkehr von der Unfehlbarkeit. Sogar der Kirche ist das inzwischen bewusst geworden. Unfehlbarkeit, ewige Gewissheit, vollkommene Lehrsätze - all das ist überhebliches Menschenwerk. Dogmen haben schon immer jeden Fortschritt verhindert. Die Naturwissenschaften waren deshalb so erfolgreich, weil hier auch der Irrtum seinen Platz hatte. Wer sich im Besitz absoluter Wahrheit wähnt, lebt in einer intellektuellen Sackgasse.
Eine enger werdende Spirale politisch korrekter "Wahrheiten" hat Renegaten wie Donald Trump nach oben befördert. Man kann ihn mögen oder auch nicht, er hat jedenfalls in einer Welt erschwerter Meinungsfreiheit den Typus des frechen Ketzers wieder zum Leben erweckt. Es ist Gefahr in Verzug, wenn sich Menschen nicht mehr trauen, den Mund aufzumachen. Bis zum Totalitarismus ist es dann nur noch ein Schritt.