Welt der Naturwissenschaften
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POSTSTRUKTURALISTISCH |
Der deutsch-türkische Brachialschriftsteller Akif Pirinçci nennt Kulturwissenschaften wie Politologie, Publizistik usw. abwertend "Geschwätzwissenschaften". Bisweilen muss ihm Recht gegeben werden, denn es gab Vorfälle, die mehr als peinlich sind. Der Fall Sokal liegt 20 Jahre zurück. Der New Yorker Physikprofessor Alan Sokal ärgerte sich 1996 über das unsägliche Geschwätz in manchen sozialwissenschaftlichen Magazinen. So beschloss er, eine Zeitschrift bloßzustellen. Er schrieb einen Artikel und reichte ihn in der renommierten Zeitschrift "Social Text" ein. Sokals Beitrag war in einem geschraubten Jargon gehalten und behauptete, die Quantenphysik sei nichts als ein ödes "Konstrukt". Sokal verkündete, die so genannten Naturgesetze seien Täuschungen, die Theorie über die Schwerkraft sei genauso eine Legende wie die Schwerkraft selbst. Zur Verblüffung von Sokal wurde der Artikel in Dutzenden anderen Zeitschriften ernsthaft diskutiert, obwohl er nichts als Blödsinn enthielt. Sokal selbst enthüllte schließlich seinen eigenen Artikel als Parodie. Ein Rudel postmoderner Phrasendrescher war öffentlich vorgeführt worden. Ein gewisser James Lindsay hat sich kürzlich gemeinsam mit einem Kollegen einen ähnlichen Spaß erlaubt. Er schrieb einen Artikel über den "konzeptuellen Penis" und reichte ihn beim Open Access-Journal "Cogent Social Sciences" ein, das den Inhalt prüfte und durchgehen ließ. Lindsay verwendete dabei die bei Genderisten üblichen unverständlichen und inhaltsleeren Pseudofremdwörter. Er schrieb, dass der Penis eigentlich gar nicht existiert und als männliches Symbol den Klimawandel bewirkt hat. Schon hier beginnt jeder noch halbwegs geistvolle Leser schallend zu lachen. Wie kann etwas, das angeblich gar nicht existiert, Probleme machen? Der hypothetisch gar nicht existierende männliche Körperteil wurde als pseudoanatomisches Konstrukt und Symbol "toxischer Maskulinität" (die neueste Phrase der Genderisten) dargestellt. Es wurden geradezu aberwitzig lächerliche Sätze konstruiert wie "Der destruktive, nicht nachhaltige, hegemoniale Zugang zu wichtigen umweltpolitischen Themen ist das vorhersehbare Ergebnis der Vergewaltigung der Natur …". Es kam noch dicker. Es wurde eine gar nicht existierende Forschungsmethode ("poststrukturalistische Diskursanalyse") besprochen und eine Liste nicht existierender Fachartikel angehängt. Trotz dieses Unsinns wurde der Artikel – großteils in den USA - sowohl von linken als auch rechten Ideologen öffentlich hitzig diskutiert. Einige Kulturwissenschaften sollten auf der Hut sein, wenn sie in Zukunft noch ernst genommen werden wollen. |
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