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27. Juli 2024


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NOBELPREISE 2016: CHEMIE


Die Chemie hat keinen guten Ruf. Alles was „chemisch“ ist, wird gerne für giftig, zumindest für ungesund gehalten. Das ist unfair, denn alle Stoffwechselvorgänge in unserem Körper sind nichts als Chemie. Die Chemie ist die Lehre von den Veränderungen der Stoffe. So lernen es die Teenager in allen Schulen. Wenn Holz zu Asche verbrennt, so ist das Chemie.

Ungesunde und giftige Chemikalien gibt es auch in der Natur. Den Fliegenpilz (Amanita muscaria) enthält verschiedene giftige Säuren, der grüne Knollenblätterpilz (Amanita phalloides) enthält Amatoxine, der Pantherpilz (Amanita pantherina) enthält die gleichen Substanzen wie der Fliegenpilz und der zu den Hahnenfußgewächsen zählende Eisenhut (Aconitum) enthält gefährliche Alkaloide. Alle aufgezählten natürlichen Arten kann man essen, aber nur einmal.

Chemie hat deshalb so einen schlechten Ruf, weil meist dann, wenn in einer Chemiefabrik ein Rohr oder ein Behälter undicht werden, irgendwelche schlimmen Dinge passieren, wie kürzlich bei BASF in Ludwigshafen. Dabei hat die moderne Chemie durchaus auch ihre guten Seiten. Ohne Chemie gäbe es keine lebensverlängernden Medikamente wie etwa Antibiotika, Virostatika, Blutverdünner, Betablocker und Glücksbringer, die Sildenafil enthalten. Ältere und noch rüstige Herren wissen, von welchem gefäßerweiternden Mittel hier die Rede ist.

Der Chemienobelpreis dieses Jahres ging an den Franzosen Jean-Pierre Sauvage, an den in den USA arbeitenden gebürtigen Briten Sir James Fraser Stoddard und an den Holländer Bernard Feringa. Sie wurden für „Design und Synthese molekularer Maschinen“ ausgezeichnet. Moleküldesign gibt es schon länger. Es geht dabei nicht nur um die Synthese neuer chemischer Verbindungen, sondern um das Modellieren von Molekülen auf dem Bildschirm mit anschließender Synthese. Die drei Nobelpreisträger sind einen Schritt weitergegangen und haben der Chemie, wahrscheinlich auch der Pharmazie, einen neuen Weg gewiesen. Sie haben Moleküle entwickelt, deren Bewegungen kontrollierbar sind. Sie haben die kleinsten Maschinen gebaut, die es überhaupt geben kann. Jedes Kinderhaar ist tausendmal dicker als diese Mikromotoren. Die Möglichkeiten sind noch gar nicht abschätzbar. So könnte man mit diesen Winzlingen beispielsweise künstliche Muskeln erzeugen. Ein Mitglied des Nobelpreiskomitees klang noch euphorischer: "Stellen Sie sich winzige Roboter vor, die Ärzte künftig in Ihre Venen spritzen, um nach einer Krebszelle zu suchen."

Feringa verglich die Entdeckung mit der Erfindung der Gebrüder Wright, als er sinngemäß meinte, dass Molekülen jetzt das Fliegen beigebracht wurde. Wir müssen aus ihnen nur noch Jumbojets machen.




Rituelle Defätisten

© 2016 Rudolf Öller, Bregenz



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Helden der Wissenschaft:
Max Planck
(1858-1947)
entdeckte den Quantensprung, das Allerkleinste, was die Natur an Energie zu bieten hat. In der Folge versuchte er mehrfach, seine eigene bahnbrechende Theorie zu widerlegen, was ihm nicht gelang.


Rudolf Oeller:

Typhon District

Thriller über eine Gruppe von Wissenschaftlern, die Gott gründlich ins Handwerk pfuscht und dabei zugrunde geht.
Europa Verlagsgruppe. ISBN 9791220149914

Alles beginnt mit einer harmlosen Untersuchung: Als Ben, ein Molekularbiologe, um Hilfe gebeten wird, weil die Schimpansenweibchen im Zoo keinen Nachwuchs bekommen, ahnt er noch nicht, dass seine Welt bald aus den Fugen geraten wird. Die Ursache der Zeugungsunfähigkeit ist nämlich eine Chromosomenmutation der Affendamen, und die bringt seinen Chef auf eine folgenreiche Idee. So entsteht das unter Verschluss gehaltene Projekt Typhon District, benannt nach einem Hybridmonster aus der Mythologie. Erst allmählich kommen bei Ben und seinem internationalen Team Zweifel auf. Doch da sind sie bereits tief in einem Strudel von Geld und Machtgier, Manipulation und Skrupellosigkeit gefangen. Nicht nur ihre eigenen Leben sind bedroht. Als sie das bemerken, ist es bereits zu spät.

Das Buch ist sowohl im Handel als auch im Internet erhältlich.