Im „eu angelion“ (griechisch: gute Botschaft) ist von Weisen aus dem Morgenland die Rede. Der Evangelist Matthäus schreibt im 2. Kapitel seines Berichts: „Als Jesus zu Bethlehem in Judäa geboren war, in den Tagen des Königs Herodes, da kamen Weise vom Morgenland nach Jerusalem, die sprachen: Wo ist der König der Juden, der geboren worden ist? Denn wir haben seinen Stern im Morgenland gesehen und sind gekommen, ihm zu huldigen.“ Die Bibel spricht weder von Königen noch davon, dass es drei waren. Nicht einmal David, in dessen Stadt Jesus von Nazareth geboren wurde, war ein König im heutigen Sinn. Es war eher ein Warlord mit eisernem Machtwillen.
Die „Weisen“, von denen im Evangelium die Rede ist, waren höchstwahrscheinlich Zarathustra-Priester, die aus Babylon kamen, das östlich von Israel und Judäa lag. Diese Priester hatten den Status von Fürsten. Babylon war neben Ägypten eine der ersten Hochkulturen der Geschichte. Die Babylonier konnten schreiben, betrieben Landwirtschaft, entwickelten Mathematik und Geometrie und kannten sich in der Astronomie aus. Als ihre Priester eine seltene Planetenkonstellation von Jupiter und Saturn im Sternbild der Fische beobachteten, vermuteten sie die Geburt eines Königs im Westen, denn das Fische-Sternbild wurde von den Babyloniern Israel zugeordnet. In der Folge organisierten sie eine diplomatische Mission, deren unerwartetes Ende von Matthäus beschrieben wurde.
Babylon gibt es nicht mehr. Die Nachkommen der Babylonier leben im Gebiet des heutigen Irak und Iran. Interessant ist, dass Wissenschaftler aus dieser Region die Initialzündung für den unaufhaltsamen Aufstieg Europas aus den Wirren der Völkerwanderungszeit gegeben haben. Es heißt immer, „die Araber“ hätten viel für die Entwicklung Europas getan. Das ist nur die halbe Wahrheit. Erstens gibt es „die Araber“ genauso wenig wie es „die Europäer“ gibt. Zweitens waren es ausschließlich Iraner, wie etwa der Arzt, Chemiker und Mathematiker Avicenna (980 – 1037), die vor rund tausend Jahren fremdes Wissen zu uns brachten.
Die Iraner sind unter den arabischen Völkern die aufgeschlossensten. Sie sind den Griechen des Altertums ähnlich: weltoffen, wissbegierig und aufsässig. Leider stehen sie heute unter der Knute einer strengen religiösen Führung. Es wird ihnen von oben befohlen, Israel und „seine Vasallen“ zu hassen und zu bekämpfen, doch die Hoffnung stirbt zuletzt. So wie vor zweitausend Jahren die Weisen in Frieden nach Israel kamen, könnte eines Tages ein von religiösen Eiferern befreiter Iran eine Friedensinitiative starten. Auch die gewalttätigen kommunistischen Diktaturen wurden für unzerstörbar gehalten, bevor sie jählings kollabierten.