Robert Bárány wurde am 22. April 1876 in Wien geboren. In seiner Jugend erkrankte er an Knochentuberkulose, wodurch sein Interesse an der Medizin geweckt wurde. Er studierte an der Universität Wien Medizin. Nach seiner Promotion ging er an die Universitäten Frankfurt am Main und Heidelberg. 1902 kehrte Bárány nach Wien zurück. In den folgenden Jahren beschäftigte er sich mit Hals-Nasen-Ohren-Erkrankungen. 1909 erhielt er seine Habilitation für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde.
Das menschliche Ohr besteht aus drei Teilen. Das Außenohr reicht bis zum Trommelfell. Hinter dem Trommelfell liegt das mittlere Ohr. Dieser Bereich ist mit dem Rachenraum über eine Röhre verbunden. Wenn diese Röhre nur mangelhaft durchlässig ist, entsteht bei raschen Druckänderungen, wie sie in Flugzeugen oder bei Seilbahnfahrten auftreten, ein gespanntes Trommelfell. Es „verschlägt“ die Ohren. Es knackt im Ohr, wenn durch diese „Ohrtrompete“ ein Druckausgleich erfolgt. Das Mittelohr enthält drei winzige Hebel, die „Hammer, Amboss und Steigbügel“ genannt werden. Sie übertragen die Schwingungen des Trommelfells in das Innenohr, wo ein merkwürdiges Organ sitzt. Man nehme eine dreidimensional verbogene Brezel und klebe sie an eine Weinbergschnecke. So ungefähr schaut unser Innenohr aus.
Die „Brezel“ (der „Vestibularapparat“) besteht aus drei wenige Millimeter kleinen ringförmigen Schläuchen. So unscheinbar dieses Organ auch erscheint, so wichtig ist es für unsere Orientierung. Im Inneren befinden sich mikroskopisch kleine Sinneshaare, die uns über die Lage im Schwerefeld und über Drehbewegungen informieren. Wenn wir die Augen schließen, informieren uns die Sinnesorgane in den Bogengängen automatisch über oben und unten. Alkohol und andere Drogen senken die Leistungsfähigkeit aller Sinnesorgane. Betrunkene torkeln, weil die Informationen über Drehbewegungen und das Erdschwerefeld stark eingeschränkt sind. Wenn eine lange Drehbewegung endet, wie etwa nach dem Walzertanzen, dann rotiert die Flüssigkeit durch die Trägheit in den Bogengängen kurzfristig weiter. Es entsteht der Eindruck einer weiteren Drehung, der aber mit der Information vom Auge nicht übereinstimmt. So entsteht ein Schwindelgefühl.
Im Ersten Weltkrieg war Robert Bárány als Chirurg in der Armee tätig. Er geriet 1915 in russische Gefangenschaft, in der er seine Studien des Gehörapparates erweitern konnte. Für seine Arbeiten über „Physiologie und Pathologie des Vestibularapparates“ erhielt er den Medizinnobelpreis des Jahres 1914. Wegen des Krieges wurde der Preis erst 1915 zuerkannt und 1916 überreicht. Die Nachricht erreichte Bárány in einem russischen Kriegsgefangenenlager.