Kürzlich wurden die diesjährigen Nobelpreisträger bekannt gegeben. Österreich ist wieder leer ausgegangen. Es gibt jedes Jahr seit Ende des zweiten Weltkrieges den Tribünen-Nobelpreis für uns, denn die Wissenschaftspolitik hat in Österreich längst die Trostlosigkeitsgrenze unterschritten. Vielleicht denkt bei diesen Zeilen jemand an Konrad Lorenz, Eric Kandel oder Max Perutz. Das waren Nobelpreisträger mit österreichischer Staatsbürgerschaft, die aber ihre preisgekrönten natur- und wirtschaftswissenschaftlichen Arbeiten ausnahmslos im Ausland erarbeitet haben. Wenn man diese Nobelpreisträger Österreich zurechnete, dann könnte man das auch mit Albert Einstein tun, denn der hatte vier Staatsbürgerschaften, eine davon war die österreichische. Die Urkunde trägt die Unterschrift von Kaiser Franz Josef.
Die Nobelpreise werden heute nicht genau nach dem Willen des Stifters vergeben. Alfred Nobel hat in seinem Testament verfügt: „Das Kapital … soll einen Fonds bilden, dessen jährliche Zinsen als Preise denen zugeteilt werden, die im verflossenen Jahr der Menschheit den größten Nutzen geleistet haben.“ Bekanntlich werden Nobelpreise heute für Leistungen vergeben, die Jahrzehnte zurück liegen, nicht aber im verflossenen Jahr. In Nobels Testament werden weiterhin die Forschungs- bzw. Kulturbereiche aufgelistet: Physik, Chemie, Physiologie oder Medizin und Literatur. Die Stiftung des Friedensnobelpreises formulierte Nobel so: „… ein Teil dem, der am meisten oder bestens für … die Abschaffung oder Verminderung der stehenden Heere sowie für die Bildung … von Friedenskongressen gewirkt hat.“ So gesehen müsste Österreich mit seinem Mini-Bundesheer der erste Favorit für den Preis sein. Die Reihenfolge wurde von Nobel bewusst gewählt. Die Naturwissenschaften kamen noch vor dem Schöngeistigen, denn Nobel war zu Recht davon überzeugt, dass die Naturwissenschaften den Gang der Geschichte nachhaltiger prägen als Kunst und Politik.
Als der Nobelpreis gestiftet wurde, war er ein Preis von vielen. Heute ist er der begehrteste Wissenschaftspreis der Welt. Trotz der Wirkung der preisgekrönten Erfindungen und Entdeckungen sind Nobelpreisträger im Gegensatz zu Popstars und Filmschauspielern eher unbekannte Personen. Die Erfindung des Transistors und die Entwicklung der Gentechnik zählen beispielsweise zu den effektivsten Errungenschaften des 20. Jahrhunderts, aber die entsprechenden sechs Nobelpreisträger (fünf Amerikaner und ein Schweizer) kennen nur Fachleute.
Vor hundert Jahren begann der erste Weltkrieg. Trotz Krieg blieb die Wissenschaft nicht stehen. In den nächsten sechs Wochen werden daher die Nobelpreisträger von 1914 und 2014 vorgestellt.