Der diesjährige Medizinnobelpreis ging an die Amerikaner James Rothman von der Yale University, Randy Schekman von der University of California und dem Deutschen Thomas Südhof von der Stanford University in Kalifornien. Thomas Südhof erklärte im Interview, dass er nicht wisse, ob er die deutsche Staatsbürgerschaft noch besitze, im Grunde sei das aber egal. Alle drei Nobelpreise gehen – wieder einmal und wie gewohnt – in die USA, wobei alle drei genannten Universitäten als traditionelle Nobelpreisschmieden bekannt sind.
Alle Lebewesen bestehen aus Zellen. Das wissen wir seit dem 17. Jahrhundert, als neugierige Forscher erstmals durch ein Mikroskop blickten. Es gibt zwischen tierischen und pflanzlichen Zellen nur äußerliche Unterschiede. Pflanzenzellen haben eine starke Zellwand, sie sind gewissermaßen mikroskopisch kleine Schachteln mit starken Wänden. Tierische und menschliche Zellen haben dünne Membranen, sie verhalten sich wie schwabbelige Plastiksäcke. Im Inneren funktionieren alle Zellen ähnlich. In den fünften Klassen der Gymnasien stöhnen die Schüler, wenn sie die Namen der Zellbestandteile und ihre Funktionen lernen müssen. Da gibt es beispielsweise den Zellkern mit der Erbmasse, die Ribosomen, an denen die Proteine zusammengebaut werden, die Mitochondrien, in denen energiereiche Moleküle produziert werden und ein internes netzförmiges Kanalsystem, durch das die Zellsäfte fließen.
Für diese für manche Schüler schwierig zu lernenden Vorgänge gab es den diesjährigen Nobelpreis für Medizin und Physiologie. James Rothman arbeitete mit Säugetierzellen und interessierte sich für das Transportsystem innerhalb von Zellen. Er entdeckte, dass bestimmte Proteine das Verschmelzen von kleinen Flüssigkeitsblasen mit der Zellmembran ermöglichen. Das ist beispielsweise bei Drüsen- und Nervenzellen von Bedeutung, wenn Zellen bestimmte Stoffe nach außen abgeben. Randy Schekman arbeitete mit Hefezellen und entdeckte Genmutanten, die für den Materialtransport in Zellen verantwortlich sind. Der gebürtige Deutsche Thomas Südhof erforschte die Kommunikation von Nervenzellen untereinander. Eine Nervenzelle erzeugt eine Substanz, gibt sie nach außen ab, eine andere Zelle erkennt diese Substanz (einen „Neurotransmitter“) und leitet den Nervenreiz blitzschnell weiter. Seit dieser Entdeckung wissen wir beispielsweise, wie und warum Drogen und Psychopharmaka wirken.
Alle drei Nobelpreisträger sind „typisch“. Es sind bescheidene Männer, beliebt bei ihren Studenten und Kollegen, sie fördern am Institut eine offene und motivierende Atmosphäre und sie sind hartnäckig, wenn es darum geht, die Geheimnisse der Natur zu erforschen.