Die Demokratie gilt in der Regel als ideales Staatsgebilde, doch schon der große britische Premierminister Winston Churchill meinte, die Demokratie sei eine miserable Staatsform, aber er kenne keine bessere. Adolf Hitler wurde 1933 demokratisch gewählt, die kommunistischen Länder nannten sich demokratisch, und der Begriff „Deutsche Demokratische Republik“ (DDR) erscheint bereits nach einer Generation als böse Karikatur einer Demokratie. Eine Forderung nach mehr Demokratie klingt zwar gut, aber eine Demokratie an sich ist noch nichts Gutes, denn ein weiser Monarch richtet weniger Schaden an als ein mordgieriger Haufen von Verrückten, der aufgrund dubioser Beschlüsse seriöse Wissenschaftler umbringen lässt, was während der französischen Revolution tatsächlich geschehen ist. Ein Behälter, auf dem Demokratie drauf steht, muss nicht unbedingt Gerechtigkeit enthalten.
Die Frage, woran man eine gute Demokratie erkennt, ist nicht einfach zu beantworten. Ist es der allgemeine Wohlstand, sind es geringe Einkommensunterschiede oder ist es ein hoher kollektiver Bildungsstand? Das wahrscheinlich wichtigste Indiz für eine funktionierende Demokratie ist die Freiheit des Denkens. „Die Gedanken sind frei!“ singen Studenten seit dem 19. Jahrhundert, weil das der Inbegriff eines freien Staates ist. George Orwell beschreibt in seinem legendären Roman „1984“ die Abschaffung des Denkens durch eine radikale Vereinfachung der Sprache. Sprachmanipulationen des 21. Jahrhunderts wirken dagegen richtig spießig: In Wiener Schulen wurde kürzlich zu Weihnachten „Freut euch ihr Kinder!“ statt „Freut euch ihr Christen!“ gesungen und in einem Schulbuch wurde „Türkenkriege“ durch den historisch schlechten Begriff „Osmanenkriege“ ersetzt. Genauso albern sind Fälschungen, wie etwa die eines US-Verlages, der in einer Neuauflage des Klassikers „Huckleberry Finn“ von Mark Twain das im 19. Jahrhundert für Sklaven übliche Wort „Nigger“ durch „Slave“ ersetzen ließ.
Die infamste Maßnahme bei der Abschaffung freien Denkens ist das Manipulieren wissenschaftlicher Theorien. Die Mendelschen Erbgesetze, die in jedem Biologielehrbuch zu finden sind, widersprachen nach Auffassung der Sowjetkommunisten den Lehren des Marxismus-Leninismus, darum wurden Mendels Theorien von den kommunistischen Machthabern aus den Büchern verbannt. Die Wissenschaft hatte sich der herrschenden Ideologie unterzuordnen. Biologen, die sich nicht fügten, wurden von Stalins Agenten ermordet. Im Nationalsozialismus wurden Quantenphysik und Relativitätstheorie aus ganz anderen Gründen unterdrückt. Unter den Atom- und Quantenphysikern gab es viele Juden.