Bis in die Mitte des achtzehnten Jahrhunderts gab es keinen Grund, an der Gültigkeit ehrwürdiger Schriften zu zweifeln. Obwohl nirgendwo in den religiösen Schriften das Alter der Erde ausdrücklich angegeben wird, wollte kein Christ den Berechnungen des Bischofs Eusebius misstrauen, wonach die Erde nur ein paar tausend Jahre alt ist. Es ergab sich aber das theologische Problem, dass die Wiederkehr des Erlösers auf die Erde wiederholt neu gedeutet werden musste. Julius Africanus, der als erster Mensch versucht hatte, eine exakte Geschichte der Erde zu verfassen, behauptete, dass die bestehende Welt im Jahr 500 n. Chr. untergehen würde. Da die Geburt von Jesus laut Julius 5.500 Jahre nach der Schöpfung stattgefunden hatte, wäre das im Jahr 6000 nach der Entstehung der Welt gewesen. An den ominösen 6000 Jahren, die man aus der Offenbarung des Johannes abgeleitet hatte, hielten alle christlichen Autoren fest. Der letzte berühmte Bibelchronologe, Bischof James Ussher, datierte im Jahr 1650 den Zeitpunkt der Schöpfung mit Oktober 4004 v. Chr., womit die Wiederkehr des Erlösers für das Jahr 2004 vorausgesagt wurde.
Im siebzehnten Jahrhundert begannen einige naturwissenschaftlich denkende Männer die Erde genauer zu beobachten und über Phänomene wie Erdbeben und Vulkane nachzudenken. Einer der ersten und gleichzeitig genialsten Geologen war der Däne Niels Stensen (latinisiert: Nicolaus Steno 1638 – 1686). Steno war Arzt, konvertierte zum Katholizismus und erhielt sogar die Priesterweihe. Er untersuchte als erster die Tränen- und Speicheldrüsen des menschlichen Körpers und beschrieb das Ausführungsgangsystem der Ohrspeicheldrüse, den Ductus parotideus, der auch als „Stensen-Gang“ bezeichnet wird. Bei der Untersuchung von Quarzkristallen entdeckte Steno das Gesetz der konstanten Winkel. Er legte damit das Fundament für die moderne Kristallographie. Steno erkannte auch richtig, dass die Fossilien Reste ausgestorbener Pflanzen und Tiere sind. So identifizierte er beispielsweise die „Zungensteine“ als fossile Haifischzähne. Zuvor hatte man sie für Hundezähne gehalten. Als Steno auch den Ursprung der Sedimentgesteine richtig deutete, legte er die Basis für die moderne Geologie. Das Buch „De solido intra solidum naturaliter contento dissertationis prodromus“ (Vorläufer einer Abhandlung über Festes, das in der Natur in Festem eingeschlossen ist) gilt als erstes ernst zu nehmendes Lehrbuch der Geologie.
Steno änderte am damals vermuteten Alter der Erde von wenigen tausend Jahren nichts. Den ersten Schritt zur Theorie einer sehr alten Erde machte der revolutionäre schottische Arzt, Chemiker und Geologe James Hutton (1726 - 1797).