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NOBELPREISE 1911: MEDIZIN


Allvar Gullstrand (1862 – 1930) war ein schwedischer Arzt. Er wurde in der Hafenstadt Landskrona geboren und studierte an den Universitäten Uppsala und Wien. Nach seiner Promotion 1890 wurde er Dozent für Augenheilkunde. 1894 bis 1913 war er ordentlicher Professor für dieses Fach an der Universität Uppsala. Gullstrand leistete wertvolle Pionierarbeit auf den Gebieten der theoretischen Optik und leitete Forschungsprojekte über die physikalischen und mathematischen Eigenschaften des menschlichen Auges. Gullstrand erfand die so genannte „Spaltlampe“ (auch „Spaltlampenmikroskop“). Dieses Gerät bietet dem Arzt die Möglichkeit, einen schmalen Lichtstrahl, dessen Breite veränderbar ist, in das Auge zu richten. Gleichzeitig hat er die Möglichkeit, das Auge dabei durch ein Mikroskop zu betrachten.

Unser Auge ist ein interessantes Gebilde. Es liegt in einem Fettkörper und ist wie ein Kugelgelenk beweglich. Der Augapfel besteht aus drei Häuten, der Lederhaut (Sclera), der Aderhaut (Choroidea) und der Netzhaut (Retina). Das Licht muss durch mehrere durchsichtige Gewebe dringen. Außen liegt die Hornhaut. Eine unregelmäßige Krümmung ihrer Oberfläche bildet einen Punkt als Linie ab. Das Bild erscheint auf der Netzhaut verzerrt, den Augenfehler nennt man „Astigmatismus“ (Punktlosigkeit). Danach folgen die mit Kammerwasser gefüllte vordere Augenkammer und die elastische Linse. Schließlich muss das Licht den glasklaren, schleimigen Glaskörper durchdringen. Erst dann trifft das Licht auf die Netzhaut. Die direkt hinter der farbigen Regenbogenhaut liegende Linse wird vom Ziliarmuskel so eingestellt, dass auf der Netzhaut ein scharfes Bild entsteht. Dieses Bild im Auge ist verkehrt und nicht größer als eine Briefmarke. Das Gehirn dreht das Bild schließlich um und vergrößert es. Ist die Linse zu stark gekrümmt, können nur nahe liegende Gegenstände scharf abgebildet werden. Hier spricht man von Kurzsichtigkeit. Ist die Linse zu flach, was mit fortschreitendem Alter regelmäßig vorkommt, kann man ohne Brille nur noch ferne Dinge scharf sehen, es wird eine Lesebrille benötigt.

Unsere Netzhaut ist übrigens eine Fehlkonstruktion. Wir besitzen im Gegensatz zu vielen Tieren ein „inverses“ Auge, weil es sich bei uns evolutionär aus einer Ausstülpung des Gehirns gebildet hat. Die Nervenfasern werden im Embryonalstadium so umgestülpt, dass sie im Auge vor statt hinter den lichtempfindlichen Zellen vorbeilaufen. Umgekehrt wäre es eindeutig besser.

Ohne Alvar Gullstrands Spaltlampe, die inzwischen weiter entwickelt wurde,  wäre eine Untersuchung des Auges nur schwer möglich. Gullstrand erhielt 1911 dafür den Medizinnobelpreis.




© 2011 Rudolf Öller, Bregenz


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