Der Generalsekretär der Schwedischen Akademie der Wissenschaften, 
          Gunnar Öquist, tat sich in diesem Jahr leichter als sonst, als 
          er die Preisträger des Physiknobelpreises verkündete. Diesmal 
          ging es nicht um Elementarteilchen, deren Bedeutung nur eine Handvoll 
          von Quantenphysikern versteht. Die diesjährigen Preisträger 
          Charles Kao, George Smith und Willard Boyle wurden für die Erfindung 
          der Lichtleitertechnik und der CCD-Chips ausgezeichnet, Dinge, von denen 
          physikalisch-technische Normalbürger zumindest schon gehört 
          haben.
        Wenn Licht von Luft in Glas gelangt, wird es geknickt. Dieses Phänomen 
          nennt man Brechung. Die Stärke der Brechung hängt vom Material 
          ab. Befindet sich das Licht einmal im Glas, kann es nur noch in einem 
          steilen Winkel austreten, bei flachen Winkeln wird es wie ein Schwarm 
          Billardkugeln nach innen reflektiert. Diese Eigenschaft wird bei Lichtleitern 
          ausgenützt. Ein einmal gefangener Lichtstrahl wird im Inneren weitergeleitet, 
          wobei ein minimaler Radius des Lichtleiters beim Verbiegen nicht unterschritten 
          werden darf. Digitale Signale, wie sie heutzutage bei den meisten Datenübertragungen 
          verwendet werden, werden in einem Lichtleiter per Lichtimpuls übertragen. 
          Bei dieser Übertragung wird das elektrische Signal im Ausgabegerät 
          in ein optisches Signal umgewandelt und dann später beim Empfänger 
          wieder zurück gewandelt. Der Vorteil liegt darin, dass Lichtimpulse 
          sich weitaus robuster gegenüber Störungen von außen 
          verhalten als elektrische Signale in Metallkabeln. Der diesjährige 
          Physiknobelpreis zeigt zudem, welches Ansehen Naturwissenschaftler in 
          Asien haben. Bereits 1999 kürte die Zeitschrift „Asiaweek“ 
          die fünf wichtigsten Asiaten des 20. Jahrhunderts. Das sind Chinas 
          Staatschef Deng Xiaoping, Sony-Chef Akio Morita, der Filmemacher Akira 
          Kurosawa, Indiens großer Politiker Mahatma Gandhi und der Erfinder 
          der Glasfasertechnik Charles Kao.
        George Smith und Willard Boyle sollten 1969, in dem Jahr, in dem die 
          ersten Mondlandungen stattfanden und das Internet in Betrieb ging, einen 
          neuartigen Datenspeicher entwickeln. Dabei gelang ihnen die Erfindung 
          eines elektronischen Bildsensors, wobei sie die Theorie des photoelektrischen 
          Effekts von Albert Einstein technisch umgesetzt hatten. Der neuartige 
          Chip hatte eine Oberfläche aus mikroskopisch kleinen metallischen 
          Feldern, die man heute „Pixel“ nennt. Das Licht schlägt 
          Elektronen aus den Pixeln, was mit Hilfe der Halbleitertechnik registriert 
          wird. Diese CCD-Technik („Charge Coupled Device“) wird seit 
          den Siebzigerjahren in TV-Kameras, seit den Achtzigerjahren in Satelliten 
          und heute in allen Digitalkameras angewendet.