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25. April 2024


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KATASTROPHEN: TSCHERNOBYL


Die Explosion des Kernkraftwerks Tschernobyl in der Ukraine ist ein typisches Beispiel für die Sorglosigkeit im Umgang mit gefährlicher Technik. Im Block 4 des Kernkraftwerkes war ein Versuch geplant. Es sollte erprobt werden, wie lange im Falle eines allgemeinen Stromausfalls die Schwungkraft der leer laufenden Turbine noch genügend Strom lieferte, um die Notaggregate starten zu können. Der so genannte „RBMK-1000“ war ein neuer Reaktortyp, von dem sich später herausstellen sollte, dass er nicht nur zur Produktion von elektrischer Energie sondern auch zum Ausbrüten von bombenfähigem Plutonium gebaut worden war.

Am 25. April 1986 um 14 Uhr wurde das Notkühlsystem abgeschaltet, um eine automatisch auftretende Kühlung während des Versuches zu behindern. Bereits diese Maßnahme war äußerst riskant, weil Reaktoren lange Zeit gefährliche Restmengen an Wärmeenergie speichern können.

Um 23 Uhr wurde die Leistung des Reaktors gesenkt. Das Abschalten eines 1000 Mega-Watt Atomreaktors ist wegen der hohen Temperaturen in kurzer Zeit schwierig durchzuführen. Es gelang vorerst, die Leistung auf 200 Megawatt herunterzufahren. Um 1:22 Uhr nachts überschritt die Neutronenstrahlung einen kritischen Wert. Als die Techniker die bedrohliche Lage erkannten, wurden die Kühlwasserpumpen auf höhere Leistung geschaltet, was wiederum die Reaktortemperatur senkte. Die Techniker zogen weitere Steuerstäbe nach oben, was den Reaktor wieder anheizen sollte. Als Folge davon verschärften sich die Leistungsschwankungen, im Reaktor begann es gefährlich zu wabbern.

Nun sollten die ursprünglich geplanten Versuche beginnen. Die Techniker schalteten die Notsignale aller Ventile ab, um nicht gestört zu sein. In diesem Augenblick befand sich der riesige Atomreaktor mit den händisch eingestellten Kühlwasserpumpen und den zuviel gezogenen Regelstäben bereits in einen gefährlich instabilen Zustand, aber zu diesem Zeitpunkt hätte das Kernkraftwerk noch gerettet werden können. Um 1:23 Uhr begann der Turbinenversuch. Die Ventile wurden geschlossen, um die Turbine in den Leerlauf zu versetzen. Die Leistung des Reaktors stieg daraufhin heftig an. Um 1:23 Uhr und 40 Sekunden erkannte ein Ingenieur die Gefahr und begann, alle Steuerstäbe in den Reaktorkern zu senken. Eine heftige Erschütterung trat ein. Der Schichtleiter erschrak derart, dass er in Panik den "roten Knopf" drückte - alle Regelstäbe fielen sofort in den Reaktorkern. Unmittelbar darauf zerrissen zwei Explosionen den Reaktor. Radioaktive Teilchen entwichen, töteten tausende Menschen, verteilten sich über die ganze Erde und werden noch in Jahrhunderten in der Natur nachzuweisen sein.




© 2009 Rudolf Öller, Bregenz


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Silvia liest

Rudolf Oeller:

"Theke, Antitheke, Syntheke"
(Thriller über eine tragikomische Stammtischrunde auf dem Weg in den Tod)
Verlag novum, Zürich. ISBN 978-3-99130-025-0

"Wir waren eine großartige Bande von Stammtischbrüdern an der deutsch-österreichischen Grenze, auch zwei Stammtischschwestern waren dabei. Wir pfiffen auf alle Corona-Bestimmungen und trafen uns an jedem Freitag – eine verschworene Truppe, fast schon ein Dream Team. Drink Team trifft es allerdings besser. Voll Hoffnung starteten wir ins Coronajahr 2020, am Ende wurde es eine teils fröhliche, teils depressive Reise in den kollektiven Tod."

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