Das Leben hat irgendwann begonnen. Wir wissen nicht wann, und wir wissen
nicht wie. Die Erde war vor viereinhalb Milliarden Jahren eine öde,
heiße und lebensfeindliche Steinwüste mit viel Lava. Ein
hunderte Millionen Jahre dauerndes Bombardement mit wasserhaltigen Meteoriten
hat nach und nach die Meere entstehen und die Erde abkühlen lassen.
Wie wir seit Stanley Millers legendärem Versuch wissen, muss dieses
Meer voll von Kohlehydraten, Aminosäuren und anderen organischen
Molekülen gewesen sein. Das war noch kein Leben, aber die Bausteine
des Lebens waren bereits vor Jahrmilliarden vorhanden. Die ersten Lebewesen
waren äußerst primitiv, sie hatten bestenfalls den Organisationsgrad
einfachster Bakterien. Ihre Erbmasse schwamm in einem Plasmatropfen,
der Stoffwechsel war dürftig.
Vor etwa 3,8 bis 3,4 Milliarden Jahren erfanden diese Bakterienvorläufer
eine primitive Form der Photosynthese. Sie spalteten das Wassermolekül
in Wasserstoff und Sauerstoff. Der Wasserstoff wurde zum Bau biologischer
Moleküle verwendet, der Sauerstoff in die Atmosphäre entlassen.
So entstand die erste ökologische Katastrophe, denn Sauerstoff
ist ein reaktionsfreudiges Element, das die Welt der ersten lebenden
Zellen an den Rand des Abgrundes brachte.
Die Sauerstoffkatastrophe hatte das erste Massensterben verursacht,
es sollten noch andere kommen. Das Kambrium ist ein Zeitalter, das vor
rund 500 Millionen Jahren endete. Es ist gekennzeichnet durch die Vermehrung
Schalen tragender Tiere. Diese waren eine Antwort der Natur auf die
erstmals auftretenden Großräuber wie Fische und Kopffüßer.
Im Kambrium, benannt nach den kambrischen Bergen in Wales, waren bereits
alle aktuellen Tierstämme wie etwa Gliedertiere, Weichtiere und
Wirbeltiere (Fische) vertreten. Zuvor, im Zeitalter des Ediacariums,
gab es auch Lebewesen, die äußerst fremdartig aussahen. Die
Fossilien aus den Ediacara-Hills in Australien zeigen, dass höheres
Leben bereits lange vor der Kambriumzeit existiert hat. Bei einigen
dieser Lebewesen ist noch nicht einmal klar, ob es sich um Tiere oder
Pflanzen handelt. Nach der Ediacara-Zeit kam es zum Massenuntergang
ganzer Stämme. Nach dem Kambrium gab es ebenfalls ein Massensterben,
als zahlreiche Meerestiere für immer verschwanden.
Aussterbewellen hat es in der Geschichte des Lebens viele gegeben.
Sie erfolgten nicht mit einem Schlag, sondern erstreckten sich manchmal
über hunderttausende Jahre. Paläontologen sind sich heute
darüber einig, dass mindestens neun von zehn Arten, die je existiert
haben, wieder entschwunden sind. Was wir heute sehen, ist nur eine Momentaufnahme
der Geschichte des Lebens.