Sir John Maddox studierte in Oxford und London Chemie und Physik. Von
1949 bis 1955 unterrichtete er theoretische Physik an der University
of Manchester. Von 1966 bis 1973 und von 1980 bis 1995 war er Herausgeber
der weltweit renommiertesten naturwissenschaftlichen Fachzeitschrift
„Nature“ (www.nature.com). Sir Maddox hat sich um die Wissenschaften
enorm verdient gemacht. Er hat gemeinsam mit dem amerikanischen Konkurrenzblatt
„Science“ harte Kriterien für den Anspruch der Wissenschaftlichkeit
festgelegt und wesentlich dazu beigetragen, die Wissenschaften von Scharlatanerie
und Pseudowissenschaften zu säubern.
Wissenschaftliche Theorien sind, und dies kann nicht oft genug betont
werden, nicht demokratisch zu ermitteln. Es kann nicht durch Mehrheitsbeschluss
entschieden werden, ob die Erde ein kugelähnliches Objekt ist,
ob Atomkerne existieren und ob Schimpansen und Menschen die gleiche
Chromosomenstruktur besitzen. Wissenschaftliche Theorien entziehen sich
vagen Meinungen. Auf dem Weg zu einer wissenschaftlichen Erkenntnis
gibt es jede Menge Irrwege, aber am Ende siegt jeweils die relevante
Beurteilung. Maddox führte das "peer review" ein, das
später alle bedeutenden Fachzeitschriften übernahmen. Es handelt
sich dabei um die strenge Begutachtung der Studien durch Fachkollegen.
Nur etwa jede zehnte eingereichte Arbeit wird heute bei der wöchentlich
erscheinenden „Nature“ auch tatsächlich gedruckt.
Maddox beging nur wenige Fehler. Einmal lag er daneben, als es um den
Bericht des französischen Mediziners Jacques Benveniste ging, der
glaubte, einen Beweis für die Wirkung der Homöopathie erbracht
zu haben. Maddox war wegen dieser Geschichte so verärgert, dass
er gemeinsam mit James Randi (www.randi.org) die Homöopathieforschung
genauer unter die Lupe nahm und dabei so gravierende methodische Fehler
entdeckte, dass sich die Homöopathie bis heute nicht mehr vollständig
von diesem Schlag erholen konnte. Die Homöopathie gibt es zwar
noch, aber die strengen Standards der qualifizierten Fachzeitschriften
kann sie nicht erfüllen.
Maddox’ Qualitätsstandards haben nicht nur das Niveau der
besten Fachzeitschriften der Welt nachhaltig angehoben. Maddox selbst
arbeitete auch am Aufbau von „CSICOP“ (www.csicop.org)
mit. Es ist eine Organisation, der es gelang, Pseudowis-senschaften
und „Junk Science“, wie etwa die Astrologie und andere obskure
„Wissenschaften“, erheblich unter Druck zu setzen.
John Maddox, der bedeutendste und einflussreichste Wissenschaftsjournalist
des 20. Jahrhunderts, wurde 1995 von der Queen zum Ritter geschlagen.
Er starb kürzlich am 12. April 2009 an einer Lungenentzündung.