Es ist angeblich nicht mehr leicht, jemanden in den April zu schicken,
weil jeder argwöhnisch damit rechnet. Tatsächlich? In Wahrheit
lassen wir uns tagtäglich an der Nase herumführen. Der 1. April
ist längst zu einer Dauereinrichtung geworden. In einer Welt der
globalisierten Informationsfluten werden viele von uns Opfer eines permanenten
Aprils, in den wir uns wegen unserer eigenen Vorurteile selbst zu schicken
pflegen. „Ex eventu iudicium facere, non ex conslio“ erkannte
schon Cicero. Aufgrund des (objektiven) Ergebnisses soll man sich ein
Urteil bilden, nicht durch die bloße Absicht. Doch nur wenige sind
bereit, sich den Lieblingsglauben von störenden Tatsachen ruinieren
zu lassen.
Die „Gesellschaft zur wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften“
(GWUP) und ähnliche Institutionen wie das amerikanische „Committee
for the Scientific Investigation of Claims of the Paranormal“ (CSICOP)
halten Listen mit Para- und Scheinwissenschaften evident: Astralkörper,
Astrologie, Atlantis, Bermuda-Dreieck, Biorhythmen, Deutsche Physik nach
Starck und Lenard, Geomantie, Geistheilen, Handlesen, Hohlwelttheorie,
I-Ging, Kabbala, Kirlian-Photographie, Kreationismus, Kryptozoologie (Loch
Ness), Orgontheorie nach Reich, Okkultismus, Präastronautik (Däniken),
Präkognition, Psychokinese, Scientology, Tarot, Welteislehre, Zahlenmystik
und viele andere. Vertreter der genannten Glaubenssysteme behaupteten
und behaupten zwar, dass ihre Lehren seriös, wahr und längst
bewiesen seien, doch dem Prinzip der objektiven Überprüfbarkeit
halten sie nicht stand.
In vielen Fällen kann man den Widerspruch mit purer Logik erkennen.
Könnte man beispielsweise die Zukunft genau vorhersagen, wie Astrologen
und Anhänger der Präkognition behaupten, dann gäbe es mehr
Lotto- und Totogewinner und die Skeptikerorganisationen könnten nicht
alljährlich zu Jahresbeginn die Gilde der Weissager öffentlich
vorführen, indem sie die unzähligen falschen Prognosen des abgelaufenen
Jahres auflisten und die Treffer als puren Zufall entlarven.
Wer nichts weiß, muss alles glauben. Je höher die Bildung,
desto geringer die Gefahr, Opfer einer Desinformationen durch Pseudowissenschaften
zu werden. Aber auch qualifizierte Menschen fallen mitunter auf abseitige
Ideen herein. Die großen Ideologien wie Nationalsozialismus oder
Kommunismus hätten sich seinerzeit nie durchsetzen können, wenn
nicht eine Clique gebildeter Beta-Typen durchgedrehten Alfa-Männchen
vom Schlage eines Hitler, Stalin, Mao, Pol Pot und anderen den Weg bereitet
hätten. Das Sommerthema des VN-Scheinwerfers wird sich in diesem
Jahr dem Thema „Ideologien“ widmen.