Welt der Naturwissenschaften
(Scientific Medley)

 Jahresübersicht 2023

Die schönsten Träume von Freiheit werden im Kerker geträumt.
(Friedrich Schiller)


27. Juli 2024


Übersicht

DIESEM LAND FLÜGEL VERLEIHEN!


Das hinter uns liegende Jahr brachte für die letzten optimistisch gepolten Bürger einige herbe Enttäuschungen. Ich meine damit nicht nur die Typen, die ihre Hände auf Straßen festbetonieren und Christbäume orange ansprühen. Ich meine die Leute, die unserer Jugend die allerletzte Freude daran nehmen wollen, etwas Großes zu vollbringen. In Österreich wollen einige Bildungsverweigerer Noten und Matura abschaffen und bereits vielfach "entlastete" Schüler so lange weiter "entlasten", bis alle jungen Köpfe nur noch als Nistkästen taugen. Offenbar haben wir noch zu wenige Jugendliche im Land, die nicht unfallfrei bis zehn zählen können.

Kennedy

Senator John F. Kennedy sagte im Rahmen des Präsidentschaftswahlkampfes im November 1960 folgendes: "Der nächste Präsident der USA wird Lasten auf seinen Schultern tragen müssen, die schwerer sind als die aller Präsidenten vor ihm seit der Zeit von Abraham Lincoln. Krieg und Frieden, der Fortschritt des Landes, die Sicherheit des Volkes, die Erziehung und Bildung unserer Kinder, Arbeit für alle, die arbeiten wollen, die Ressourcenerschließung, das symbolische Gefühl als Nation, das Bild, das unsere Nation der Welt zeigt, seine Macht, sein Ansehen und Vorbildfunktion – all das wird abhängen vom nächsten Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika. Unterstützen Sie uns, wenn wir gewinnen, unterstützen Sie uns bei allem, was noch kommt: Amerika aufzubauen, Amerika zu bewegen, diesem Land Flügel zu verleihen, und es in die Sechzigerjahre zu schicken."

Wir wissen, dass die folgenden Jahre enorme politische Herausforderungen für Präsident Kennedy brachten. Es begann mit der missglückten Schweinebuchtinvasion auf Kuba im April 1961, ging weiter zur Demütigung durch den ersten Raumflug des sowjetischen Kosmonauten Juri Gagarin im April 1961 und endete vor Kennedys Ermordung mit der Kubakrise im November 1962 - vom beginnenden Vietnamkrieg ganz zu schweigen.

Saturn V

Zwei Tage nach Gagarins Raumflug berief Kennedy eine Kabinettsitzung ein und nahm Kontakt zum damals besten Raketenbauer der Welt, Wernher von Braun, auf. Dieser versicherte Kennedy, dass es innerhalb von zehn Jahre möglich sei, eine bemannte Mondlandung durchzuführen. Es sei "nur" eine Frage des politischen Willens und der finanziellen Mittel.

Am 12. September 1962 hielt US-Präsident Kennedy in Houston, Texas, eine der besten Reden seiner Amtszeit: "Wir haben uns entschieden, noch in diesem Jahrzehnt zum Mond zu fliegen und andere Dinge zu tun, nicht weil sie einfach, sondern weil sie schwierig sind."

Die informierten Techniker wussten, dass von allen Problemen, die zu erwarten waren, der Bau einer gigantischen Trägerrakete die allergrößte Herausforderung war. Wernher von Braun schaffte innerhalb kurzer Zeit das schier Unmögliche. Seine Konstruktion, die Rakete "Saturn V", war 110 Meter hoch und damit höher als die Freiheitsstatue in New York. Sie hatte vollgetankt eine Masse von knapp dreitausend Tonnen, die fünf Triebwerke der 1. Stufe verbrauchten unvorstellbare 13 Tonnen Treibstoff pro Sekunde. Die Turbopumpen für die Triebwerke mussten erst erfunden werden. Das technische Genie Wernher von Braun schaffte das und noch viel mehr.

Stafford

Vor einigen Jahren fuhr ich mit meiner Frau die legendäre Route 66 von Chicago nach Los Angeles. In Weatherford, einem kleinen Ort in Oklahoma, besuchten wir das "Stafford Air & Space Museum". Tom Stafford war einer der prominentesten Generäle der US-Air Force und einer der bekanntesten Astronauten der USA. Er absolvierte mehrere Raumflüge, darunter mit Apollo X. Als ein leitender Angestellter des Museums bemerkte, dass meine Frau und ich das eine oder andere Ausstellungsstück kommentierten, kamen wir ins Gespräch. Er erklärte uns technische Details der ausgestellten Raketen, Raumschiffe und Flugzeuge. Nachdem ich ihm gesagt hatte, dass ich früher in der Wissenschaft tätig war und wir "Highschoolteacher" seien und Naturwissenschaften unterrichten, verschwand er. Kurz darauf erschien er mit einem Foto samt Autogramm von Tom Stafford und einer goldenen Gedenkmünze. Das sei für Ehrengäste vorgesehen, meinte er. Als ich verblüfft anmerkte, dass wir nur europäische Touristen wären, erwiderte er, Naturwissenschaften unterrichtende Lehrer hätten hier den Status eines Ehrengastes. General Tom Stafford sei zufällig gestern hier gewesen, und er hätte sich gefreut, uns zu sprechen, es wäre für ihn eine Ehre gewesen. Meine Frau und ich waren sprachlos.

Ich ersuche die Leser, antiamerikanische Gefühle jetzt beiseitezulassen. Wer zwischen den Zeilen lesen kann, der erkennt, dass es hier weniger um Amerika geht als um eine beängstigende Degeneration europäischer Politik. Kennedys Worte vor beinahe drei Generationen haben kein Copyright. Es ist keinem Politiker verboten, unserer Jugend nach Jahrzehnten roter und grüner Miesmacherei Mut zu machen, Anstrengung zu verlangen, und endlich damit aufzuhören, uns allen den täglichen Weltuntergang aufs Brot zu schmieren.

"Last Generation" und HAMAS-Versteherin Greta T. liegen genauso daneben wie die Zeugen Jehovas, die jahrelang erfolglos den Weltuntergang vorausgesagt haben. Zurzeit vermisse ich in den europäischen Parteien Politiker, die beim Jammern über eine drohende Apokalypse nicht mitmachen. Wo sind sie, die neuen John F. Kennedys, die neuen Wernher von Brauns, die neuen Tom Staffords? Ich werfe meine Hoffnung nicht weg. Noch nicht. Ich hoffe stattdessen auf einen allmählichen Niedergang defätistischer Journalisten, Politiker und Parteien.



© 2023 Rudolf Öller, Bregenz  [/2023/roe_2352]


Frontpage Übersicht Sitemap Joker Kontakt und Videos
1996 1997 1998 1999 2000
2001 2002 2003 2004 2005
2006 2007 2008 2009 2010
2011 2012 2013 2014 2015
2016 2017 2018 2019 2020
2021 2022 2023 2024

Helden der Wissenschaft:
Max Planck
(1858-1947)
entdeckte den Quantensprung, das Allerkleinste, was die Natur an Energie zu bieten hat. In der Folge versuchte er mehrfach, seine eigene bahnbrechende Theorie zu widerlegen, was ihm nicht gelang.


Rudolf Oeller:

Typhon District

Thriller über eine Gruppe von Wissenschaftlern, die Gott gründlich ins Handwerk pfuscht und dabei zugrunde geht.
Europa Verlagsgruppe. ISBN 9791220149914

Alles beginnt mit einer harmlosen Untersuchung: Als Ben, ein Molekularbiologe, um Hilfe gebeten wird, weil die Schimpansenweibchen im Zoo keinen Nachwuchs bekommen, ahnt er noch nicht, dass seine Welt bald aus den Fugen geraten wird. Die Ursache der Zeugungsunfähigkeit ist nämlich eine Chromosomenmutation der Affendamen, und die bringt seinen Chef auf eine folgenreiche Idee. So entsteht das unter Verschluss gehaltene Projekt Typhon District, benannt nach einem Hybridmonster aus der Mythologie. Erst allmählich kommen bei Ben und seinem internationalen Team Zweifel auf. Doch da sind sie bereits tief in einem Strudel von Geld und Machtgier, Manipulation und Skrupellosigkeit gefangen. Nicht nur ihre eigenen Leben sind bedroht. Als sie das bemerken, ist es bereits zu spät.

Das Buch ist sowohl im Handel als auch im Internet erhältlich.