Welt der Naturwissenschaften
(Scientific Medley)

 Jahresübersicht 2023

Die Gedankenfreiheit ist die einzig wahre und die größte Freiheit, die der Mensch erreichen kann.
(Maxim Gorki)


21. November 2024


Übersicht

MIKROAGGRESSION


Political Correctness hat mit der Verbannung bestimmter Wörter und Phrasen durch selbsternannte Sprachpolizisten begonnen. In Büchern von Mark Twain wurde beispielsweise "Nigger" durch "Slave" ersetzt. Es kümmert die ewig beleidigten Wortkrieger nicht, dass dieser Eingriff in die Weltliteratur eine dumme Fälschung ist, weil Nigger im 19. Jahrhundert noch ein gebräuchliches Wort war. Der nächste Schritt war bereits die Menschenjagd. Wer in der Öffentlichkeit ein verbotenes Wort verwendet, muss mit der Beschädigung des Ansehens, eventuell sogar mit dem Ende der beruflichen Existenz rechnen. Diese grobe Verletzung der Menschenrechte wird bekanntlich als "cancel culture" bezeichnet. Es handelt sich um öffentliche Verurteilungen samt Strafvollzug durch ewig beleidigte woke Inquisitoren.

Radikale Ideologen hören niemals auf, wenn sie einmal in Fahrt sind. Im Feldzug gegen Vernunft und Freiheit folgt konsequent ein Schritt auf den nächsten. Asoziale Internetmedien mit eingebauten Zensurrobotern befeuern die Entwicklung. Altmedien wie Zeitungen, TV-Sender und andere, ducken sich schweigend unter der Hegemonie der "Achtsamen" oder machen aktiv mit. Wenn schon feig, dann ordentlich.

Die nächste Welle der Achtsamkeit ist bereits in Vorbereitung, die "Mikroaggression". Harvard-Psychiater Chester Pierce hat diesen fragwürdigen Begriff schon vor einem halben Jahrhundert geprägt. Die Mikroaggression als Vorwurf wird zurzeit an denjenigen amerikanischen Universitäten propagiert, an denen einst die political correctness erfunden worden war. Mikroaggression bedeutet, dass bereits das Stellen bestimmter Fragen geächtet werden soll. Asiatische Studenten, die für ihre mathematische Begabung bekannt, und an US-Universitäten statistisch auffallend präsent sind, sollen beispielsweise nicht mehr gefragt werden, ob sie Mathematik studieren. Diese gezielte Frage wertet angeblich Bevölkerungsgruppen ab, denen man nur geringere mathematische Begabungen zugesteht.

Der Ursprung jeder Kultur

Diese Entwicklung ist deshalb fatal, weil das Stellen von Fragen der Ursprung jeder Kultur ist. Das beginnt schon in der Familie. Neugierigen Kindern und Jugendlichen, die Fragen stellen, kann man eine bessere Zukunft voraussagen als denjenigen, die ungefragt alles glauben. Isaac Newton sah den fallenden Apfel und fragte sich, ob hier das gleiche Naturgesetz am Werk sei, das die Planeten auf ihren Bahnen hält. Die Beantwortung der Frage brachte das Gravitationsgesetz. Max Planck fragte sich, welchen Zusammenhang es zwischen der Temperatur eines schwarzen Ofens und der Wellenlänge der abgestrahlten Wärme gibt. Die Antwort mündete direkt in die Quantenphysik. Albert Einstein las Galileo Galileis Werk "Der Dialog". Eines der Kapitel ließ ihm keine Ruhe. Er begann über Fragen zur Relativität der Bewegung nachdenken. Die Buchlektüre und Überlegungen zur Lichtgeschwindigkeit wiesen Einstein schließlich den Weg zur Relativitätstheorie.

Die ersten Mikroaggressionsaktivisten sind bereits unterwegs. Die "Achtsamen" – das deutsche Wort für immerzu beleidigte woke Zeitgenossen – reden über eine Klima"katastrophe". Die Frage, warum es im Mittelalter und während der Herrschaft der Römer und mehrmals auch davor ohne Kohlekraftwerke wärmer war als heute, und warum die Menschen die damaligen Klima"katastrophen" überlebt haben, wird ausgeblendet. Eine weitere nicht gestellte Frage betrifft die Kernenergie. Die Grünen lehnen die Kernenergie ab. Die Frage, was denn die neueste Generation der Kernkraftwerke mit der folgenschweren Fehlkonstruktion des RBMK-1000-Reaktors in Tschernobyl zu tun hat, wird von den Grünen nicht gestellt, daher auch nicht beantwortet. Keine Fragen, keine Antworten. Punkt, aus, Amen.

Wer die drohende Ausweitung der political correctness auf unzulässige Fragen nicht sieht oder sehen will, der möge auf einer öffentlichen Diskussion über Integrationspolitik die Frage stellen, warum eingewanderte Japaner, Chinesen, Thailänder, Vietnamesen, Inder und Philippinos keine Integrationsbeauftragten benötigen, die meisten Muslime aber sehr wohl. Mit etwas Glück erntet man nur nebelige Antwortattrappen. Meist folgen mit Nazivorwürfen unterlegte Gegenfragen. Merksatz: Stelle dauerbeleidigten Zeitgenossen keine Fragen! Es könnte ihren Zustand ritueller Verletzlichkeit stören.

Die üblichen Phrasen

Weitere Fragen, die nicht gestellt werden sollen, betreffen bestimmte Regionen. Afrika war am Ende des zweiten Weltkriegs wegen der Bodenschätze und der reichen Ernten (südlich der Sahara) ein reicher, ja geradezu prosperierender Kontinent. Südostasien war damals bitterarm. Heute ist es umgekehrt. Warum ist das so? Die Achtsamen präsentieren als Antwort irgendwelche Betroffenheitsgeschichten über Kapitalisten, Ausbeutung und dergleichen. Die üblichen Phrasen.

Eine weitere Frage, die wir nie in öffentlichen Diskussionen zu hören bekommen, betrifft die Verteilung der Nobelpreise. Die überwiegende Zahl der Nobelpreise ging bisher nach Europa und in die USA. Eine erstaunlich hohe Zahl an Nobelpreisen (weit über hundert) ging an Juden in aller Welt. Die rund zwei Milliarden Muslime haben bisher nur drei wissenschaftliche Nobelpreisträger hervorgebracht: Ahmed Zewail und Aziz Sancar (beide in Chemie) und Mohammad Abdus Salam (Physik). Warum ist das so? Allein die Frage ist für Dauerbeleidigte ein klarer Fall von Mikroaggression.

Unsere vermeintliche Meinungsfreiheit verhält sich zur echten Freiheit wie eine Spitzmaus zu einem Elefanten. Wir werden es nicht erst in der Zukunft erleben, denn wir erleben es heute schon. Nicht nur die Verwendung bestimmter Wörter ist verboten, auch gewisse (mikroaggressive) Fragen dürfen in Talkshows, Podiumsdiskussionen usw. niemals gestellt werden. Sagen wir es geradeheraus: Wer bei dieser Selbsterniedrigung mitmacht, ist an seiner geistigen Leibeigenschaft selber schuld.



© 2023 Rudolf Öller, Bregenz  [/2023/roe_2306]


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Helden der Wissenschaft:
Roger Penrose
(* 1931)
berechnete gemeinsam mit Stephen Hawking die Verteilung von Masse und Energie im Universum und bewies die Existenz von Schwarzen Löchern.


Rudolf Oeller:

Typhon District

Thriller über eine Gruppe von Wissenschaftlern, die Gott gründlich ins Handwerk pfuscht und dabei zugrunde geht.
Europa Verlagsgruppe. ISBN 9791220149914

Alles beginnt mit einer harmlosen Untersuchung: Als Ben, ein Molekularbiologe, um Hilfe gebeten wird, weil die Schimpansenweibchen im Zoo keinen Nachwuchs bekommen, ahnt er noch nicht, dass seine Welt bald aus den Fugen geraten wird. Die Ursache der Zeugungsunfähigkeit ist nämlich eine Chromosomenmutation der Affendamen, und die bringt seinen Chef auf eine folgenreiche Idee. So entsteht das unter Verschluss gehaltene Projekt Typhon District, benannt nach einem Hybridmonster aus der Mythologie. Erst allmählich kommen bei Ben und seinem internationalen Team Zweifel auf. Doch da sind sie bereits tief in einem Strudel von Geld und Machtgier, Manipulation und Skrupellosigkeit gefangen. Nicht nur ihre eigenen Leben sind bedroht. Als sie das bemerken, ist es bereits zu spät.

Das Buch ist sowohl im Handel als auch im Internet erhältlich.