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1. Mai 2024


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MUSEEN DES TODES


Die Ersten, die Anführer, die Sieger – sie bekommen ihren Platz in der Geschichte. Apollo 11 mit den Rufzeichen „Columbia“ und „Eagle“ und die ersten Mondmänner Neil Armstrong und Edwin Aldrin bleiben in Erinnerung. Apollo 12 mit den Rufzeichen „Yankee Clipper“ und „Intrepid“ und die Astronauten Charles Conrad und Richard Gordon kennen nur noch die Historiker. Auch der Kommandant der „Enola Gay“, Paul Tibbets, ist manchen geläufig. Die Enola Gay warf am 6. August 1945 die erste Atombombe über Hiroshima ab. Dass das Flugzeug der zweiten Atombombe „Bockscar“ und der Bomberpilot Charles Sweeney hieß, ist ebenfalls nur noch Historikern bekannt.

Massenvernichtungsmittel

Wir kennen die Entwickler der ersten Atombomben. Das waren Robert Oppenheimer und die ungarischen Emigranten John von Neumann (geboren als János Lajos Neumann), Eugene Wigner (geboren als Wigner Jenő Pál), Edward Teller (geboren als Teller Ede) und Leó Szilárd. Man kann sie als die Väter der ersten Massenvernichtungsmittel bezeichnen. Kaum bekannt sind die Spitzentechniker, die in der zweiten Reihe standen. Der wichtigste war Harold Agnew.

Agnew studierte in Denver Chemie. Später arbeitete er am Aufbau und am Betrieb des ersten Atomreaktors in Chicago. Ab 1943 wurde Agnew für das Projekt „Manhattan District“ in Los Alamos rekrutiert. Er vermaß dort Wirkungsquerschnitte freier Neutronen. Agnew gehörte auch zum Wissenschaftsteam, das den Abwurf der Hiroshima-Bombe begleitete. Er machte im Begleitbomber „Necessary Evil“ über Hiroshima Druckmessungen während der Explosion.

Los Alamos

Nach dem Krieg setzte Agnew sein unterbrochenes Studium an der University of Chicago fort und promovierte 1949. Er kehrte nach Los Alamos zurück, und arbeitete als technischer Ingenieur an der Entwicklung der Wasserstoffbombe. Berichte von Agnew über die Sicherheit der in Europa stationierten Kernwaffen führten dazu, dass Präsident Kennedy die Einführung von Codes („Permissive Action Links“) an den Bomben befahl. Von 1970 bis 1979 war Agnew Direktor des Los Alamos Laboratoriums, das während seiner Zeit zu unterirdischen Atombombentests überging. Agnew war von 1955 bis 1961 auch US-Senator für New Mexico.

Besuche des Museums von Los Alamos und des Atombombenmuseums im nahe gelegenen Albuquerque sind aufschlussreich. Dort sind Modelle von Nuklearsprengköpfen in Originalgröße, technische Details und vieles mehr ausgestellt. Es sind Museen des Todes. Katastrophen werden von uns Menschen bekanntlich so lange verdrängt, bis sie eintreten. Corona lässt grüßen. Agnew, einer der Techniker des Todes, wurde vor hundert Jahren, am 28. März 1921 in Denver geboren. Er starb 2013 in Kalifornien.



© 2021 Rudolf Öller, Bregenz  [/2021/roe_2111]


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Rudolf Oeller:

"Theke, Antitheke, Syntheke"
(Thriller über eine tragikomische Stammtischrunde auf dem Weg in den Tod)
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"Wir waren eine großartige Bande von Stammtischbrüdern an der deutsch-österreichischen Grenze, auch zwei Stammtischschwestern waren dabei. Wir pfiffen auf alle Corona-Bestimmungen und trafen uns an jedem Freitag – eine verschworene Truppe, fast schon ein Dream Team. Drink Team trifft es allerdings besser. Voll Hoffnung starteten wir ins Coronajahr 2020, am Ende wurde es eine teils fröhliche, teils depressive Reise in den kollektiven Tod."

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